Höxter (TKu). In der neuen Sonderausstellung „Die Schlacht am Brunsberg – Aufbruch in eine neue Zeit“, die vom 10. Mai bis zum 19. Oktober im Historischen Rathaus Höxter zu sehen ist, wird ein bedeutendes Kapitel der Frühgeschichte lebendig und greifbar. Besucherinnen und Besucher können sich auf ein immersives und vielseitiges Ausstellungserlebnis freuen, das die Ereignisse rund um die legendäre Schlacht von 775 zwischen den Franken und Sachsen ins Zentrum rückt. Mit modernster Technik und eindrucksvollen Originalfunden gelingt es den Ausstellungsmachern, Geschichte auf einzigartige Weise erlebbar zu machen. Kuratiert wird die Ausstellung vom prähistorischen Archäologen Georg Eggenstein, der mit seinem Grabungsunternehmen aus Dortmund über fundiertes Fachwissen verfügt. Ihm ist es gelungen, eine packende Gesamtpräsentation zu schaffen, die durch Lichtgestaltung, Exponate und digitale Techniken eine entsprechende Atmosphäre erzeugt und die Besucher direkt ins 8. Jahrhundert katapultiert, in jenes Jahr, als Karl der Große mit seinen Truppen gegen die aufständischen Sachsen am Brunsberg kämpfte. „Dieses Ereignis beeinflusste die kulturelle und politische Entwicklung Westfalens maßgeblich“, so Eggenstein.
Ein Highlight der Ausstellung sind zwei digitale Erlebnisstationen mit Virtual-Reality-Technik. Diese wurden von der Firma Nusec XR aus Beverungen entwickelt. Geschäftsführer Fernando Norpoth erklärt den besonderen Ansatz: „Mit der VR-Brille stehen wir nicht bloß am Rand – wir sind mitten in der Schlacht oder bei einem Bestattungsritual dieser Epoche.“ In rund dreiminütigen Sequenzen können die Besucher hautnah miterleben, wie fränkische und sächsische Krieger aufeinandertreffen. Auch Begräbnisszenen, bei denen sich Angehörige der Sachsen von ihren Lieben verabschieden und von fränkischen Kriegern überrascht werden, gehören zur virtuellen Zeitreise. Nicht nur digital, sondern auch haptisch können die Besucher in die Vergangenheit eintauchen: An einem sogenannten Hands-On-Tisch dürfen frühmittelalterliche Waffen wie Spatha und Sachs, aber auch Pfeilspitzen, Rundschilde und Kleidungsstücke selbst in die Hand genommen werden. Ergänzt wird dies durch eine Vielzahl historischer Exponate: Fibeln, Orakelstäbchen, Odin-Beschläge und Alltagskeramik geben ebenso Einblick in das Leben der Menschen jener Zeit wie ein eindrucksvoll präsentierter Schädel mit tödlicher Schwerthiebverletzung, der aus Konstanz stammt. Stadtarchäologe Ralf Mahytka erläutert dazu: „Die Bruchkanten zeigen keine Heilung – das war ein sofort tödlicher Treffer.“
Zu den spektakulärsten Objekten zählt ein karolingischer Schreibgriffel, der im heutigen Weltkulturerbe Corvey entdeckt wurde. Er steht sinnbildlich für den Beginn der Schriftkultur in der Region und stellt eine bedeutende Verbindung zwischen Schlachtfeld und Bildungsauftrag dar. Ein besonderes Ausstellungsstück ist auch ein Ölgemälde aus dem Jahr 1704, das die Schlacht am Brunsberg mit vielen Details darstellt. Stadtarchivar Michael Koch, der das Werk näher erläutert, äußert die Hoffnung, dass das Gemälde bald wieder an seinen ursprünglichen Platz im Historischen Rathaus zurückkehren könnte, nachdem es lange im Museum Corvey untergebracht war. Das Begleitprogramm zur Ausstellung lässt keine Wünsche offen: Bereits am 13. Mai liest Schauspieler Hubertus Grimm im Ratssaal aus dem Roman „Das Sachsenkloster“. Am 19. und 20. Juli erwartet Besucher ein Reenactment-Wochenende mit Darstellern von Karl dem Großen und der Dame von Bergkamen. Musikfreunde kommen beim Picknick-Konzert „Westfälische Resonanzen“ am 6. September in den Wallanlagen auf ihre Kosten. Und im August verwandelt sich die Weserscholle an vier Abenden zur Bühne für die Oper „Widukind“ – ein Erlebnis für alle Sinne. Für junge Besucher bietet das sogenannte „Bunte Klassenzimmer“ kreative Mitmachangebote: Kalligrafie-Kurse, Fimo-Perlen-Werkstatt oder Bastelaktionen mit historischen Themen bringen Kindern und Schulklassen das Mittelalter spielerisch näher.
Die Veranstaltungen werden vom Huxarium Gartenpark organisiert, dessen Geschäftsführerin Madita Alberding die Bedeutung der Ausstellung betont: „Wer wissen möchte, wie aus einer blutigen Schlacht am Brunsberg eine neue Zeitrechnung für Westfalen entstand, sollte sich diesen Museumsbesuch nicht entgehen lassen.“ Die Ausstellung ist ab dem 10. Mai täglich außer montags von 13 bis 18 Uhr geöffnet, auch an Feiertagen. Der Eintritt kostet 5 Euro für Erwachsene, ermäßigt 3 Euro (zum Beispiel für Kinder ab 10 Jahren oder Gruppen), Kinder unter 10 Jahren haben freien Eintritt. „Wer sich für Geschichte, Archäologie und innovative Vermittlungsformen interessiert, sollte sich diese außergewöhnliche Ausstellung nicht entgehen lassen – denn sie schlägt eine faszinierende Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart“, heißt es vom Ausstellungs-Kurator Georg Eggenstein.
Fotos: Thomas Kube