Warburg (red). Raus aus dem Klassenzimmer, rein in den Wald: Bereits zum vierten Mal wurde in Warburg fleißig gepflanzt: Beim Projekt Pflanzgarten waren am 10. und 11. April wieder engagierte Warburger Schülerinnen und Schüler dabei und packten mit an, um den Warburger Stadtwald weiter wachsen zu lassen.
Los ging’s am Donnerstag, 10. April, mit dem Jahrgang 7 des Gymnasiums Marianum – 25 Jugendliche krempelten die Ärmel hoch, um dem Stadtwald zu helfen. Am Freitag folgte dann die Klasse 8b des Hüffertgymnasiums, die mit 21 Schülerinnen und Schülern ebenfalls voller Energie dabei war. Begleitet wurde die Klasse von ihrem Klassenlehrer David Flore sowie Biologielehrerin Pia Quast.
Bürgermeister Tobias Scherf betont:
„Der Pflanzgarten ist ein echtes Herzensprojekt für unsere Stadt. Hier wird Umweltschutz nicht nur erklärt, sondern erlebt – genau so wächst das Bewusstsein für Natur und Nachhaltigkeit.“ „Es freut mich sehr, dass das Projekt Pflanzgarten so nachhaltig wirkt und sich immer mehr Kinder und Jugendliche mit Begeisterung einbringen. Sie gestalten hier nicht nur Natur, sondern auch ein Stück Zukunft mit.“
Sein Dank gelte Josef Eilbrecht, der vor einigen Jahren das Projekt durch eine Spendenaktion ins Leben gerufen hat.
Handy weglegen - und selbst mit anpacken
Im Vorfeld hatten die Schülerinnen und Schüler im Biologieunterricht Inhalte aus der Jahrgangsstufe 5 aufgearbeitet – darunter die Funktionen pflanzlicher Organe wie Blätter, die für die Photosynthese verantwortlich sind, oder der Weg von der Blüte bis zur Frucht. Auch Themen wie Gefahren für den Waldbestand und Mechanismen der Samenverbreitung wurden angesprochen und passten damit gut zum praktischen Einsatz im Wald.
„Mal das Handy weglegen und selbst mit anpacken, das ist eine wertvolle Erfahrung für die Jugendlichen“, sagt Klassenlehrer David Flore. „Während des Machens“ wachse dann der Spaß an der Sache immer weiter, fügt er an.
Auch Biologielehrerin Pia Quast sieht den Mehrwert solcher Projekte: „Aktionen wie diese lockern den Unterricht auf und bieten sich in den naturwissenschaftlichen Fächern wie Biologie oder Erdkunde einfach gut an.“
Drei Gruppen – viele Aufgaben
Um die Arbeit im Stadtwald effektiv und abwechslungsreich zu gestalten, wurden die Jugendlichen in drei Gruppen eingeteilt. Während eine Gruppe in den Beeten neue Bäume aussäte – darunter erstmals auch Baumhasel sowie erneut Schwarznuss –, machte eine zweite Gruppe die jungen Setzlinge, die in den Vorjahren in die Beete gesetzt wurden, vorsichtig aus. Diese wurden anschließend zu der dritten Gruppe transportiert, die die kleinen Bäume im Stadtwald in die Erde setzte und sorgsam mit einem Schutz gegen Wildverbiss versah. So konnten alle Beteiligten verschiedene Aspekte der Wiederaufforstung praktisch erleben und mitgestalten.
Tierische Unterstützung mit Charme
Besonders zur Freude der Jugendlichen waren auch tierische Helfer mit dabei: Langhaardackel Ottilie, die kleine Münsterländer-Dame Erna und Deutsch-Drahthaar-Hündin Beke eroberten die Herzen der Schülerinnen und Schüler im Sturm, brachen sofort das Eis und sorgten für viele fröhliche Momente. Ottilie und Erna halfen den Jugendlichen sogar fleißig beim Ausgraben der Setzlinge aus den Beeten – mit ganz eigener Grabtechnik und viel Begeisterung.
Bäume für das Klima von morgen
Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Jahr auf der Auswahl der Baumarten: Mit Baumhasel und Schwarznuss wurden sogenannte Potenzialbaumarten eingesetzt – Arten, die als widerstandsfähig gegenüber den Folgen des Klimawandels gelten und auch bei steigenden Temperaturen gute Entwicklungschancen bieten.
Bürgermeister Tobias Scherf berichtete den Jugendlichen, dass auch er als Schüler einmal an einer ähnlichen Pflanzaktion teilgenommen habe – eine Erfahrung, an die er sich bis heute gern erinnert: „Damals war das ein aufregender Tag. Es ist schön zu wissen, dass man ein Stück Wald mitgestaltet hat, das noch viele Jahrzehnte bestehen wird.“
Lernen mit Langzeitwirkung
Auch Revierförster Stephan Klotz, der die Aktion vor Ort begleitete, betont die Bedeutung solcher Projekte besonders für Jugendliche:
„Das Alter der Schülerinnen und Schüler in den Jahrgangsstufen 7 und 8 ist genau richtig für so eine Aktion. Denn der Sinn der ganzen Sache ist, das Interesse der Jugendlichen über das Machen zu wecken. Nur graue Theorie ist langweilig. Wir arbeiten hier an etwas, das generationenübergreifend wächst – wenn wir es nicht schaffen, die Kids dafür zu begeistern, ist unsere Arbeit, langfristig gesehen, für die Katz.“
Der Revierförster nahm sich außerdem Zeit, den Jugendlichen spannende Fakten rund um die Eiche näherzubringen – einen Baum, der im Projekt eine zentrale Rolle spielt:
„Eine Eiche braucht rund 80 Jahre, bis sie das erste Mal Eicheln trägt. Bis sie eine Höhe von 40 Metern erreicht, vergehen etwa 100 Jahre. Und erst ab einem Alter von etwa 250 Jahren gilt sie als erntereif – so lange dauert es, bis ihr Holz geerntet werden kann.“
Zahlreiche junge Eichen ziehen vom Beet in den Wald
Besondere Verantwortung trug die Gruppe, die für das Einpflanzen der jungen Bäume zuständig war: Viele junge Eichen-Setzlinge wurden in den zwei Vormittagen vorsichtig aus den Saatbeeten der Vorjahre entnommen und in vorbereitete Pflanzlöcher gesetzt. Dabei kamen spezielle Pflanzlochbohrer zum Einsatz, mit denen Löcher in einer Tiefe von 50 bis 80 Zentimetern vorgebohrt wurden.
„Denn zwischen 50 und 80 Zentimeter misst die Länge der Wurzel – und damit auch immer der oberirdische Spross“, erklärt Forstwirt Christian Thill. Die Löcher für die jungen Eichen wurden in Reihen gebohrt: In einer Reihe misst der Abstand zwischen den jungen Pflanzen 1,5 Meter. Eine Breite von 2 Metern trennt die Reihen der Setzlinge voneinander, um viel Platz zum Wachsen zu garantieren.
Teamarbeit mit Erfahrung
Angeleitet wurden die Jugendlichen bei den Arbeiten durch die Revierförster Stephan Klotz und Lukas Christmann sowie durch die städtischen Forstwirte Christian Thill, Martin Temme und Carsten Jakobi. Sie standen mit Rat und Tat zur Seite, beantworteten zahlreiche Fragen und zeigten mit Begeisterung, wie viel Freude die Arbeit in und mit der Natur machen kann.
Organisiert wurde das Projekt von Larissa Schäfers (Stadt Warburg, Finanzen und Forst), die die Abläufe im Hintergrund koordinierte und die Durchführung unterstützte.
Ein Projekt mit Zukunft
Das Projekt Pflanzgarten hat sich längst zu einem festen Bestandteil der Umweltbildungsarbeit in Warburg entwickelt. Die Jugendlichen lernen hier nicht nur ökologische Zusammenhänge kennen, sondern erleben ganz praktisch, wie Klimaschutz vor der eigenen Haustür aussehen kann. „Das Projekt wird mit einer fünften Auflage auf jeden Fall fortgesetzt werden“, kündigt Larissa Schäfers (Stadt Warburg, Finanzen und Forst) an.
Hintergrund:
Das Projekt Pflanzgarten soll den Kindern und Jugendlichen die Klimaschutz-Ziele des Walderhalts und der Wiederaufforstung direkt am Beispiel des heimischen Waldes näherbringen. Von Beginn an haben sie die Möglichkeit, die Entwicklung der jungen Bäume mitzuerleben: Vom Ausbringen der Samen bis zum Verpflanzen des gezogenen Setzlings in den Warburger Stadtwald.
Zu Beginn initiiert und bis heute getragen wird das Projekt Pflanzgarten durch eine Spendenaktion von Josef Eilbrecht. Die Spendenaktion hatte Eilbrecht einst zur Wiederaufforstung des Stadtwaldes gestartet.
Foto: Stadt Warburg