Warburg (red). Die Natur lockt im Frühling viele Menschen in die Landschaft. Neben Erholungsuchenden, Wanderern und Sportlern sind auch Hundebesitzer mit ihren vierbeinigen Freunden unterwegs. Von Anfang April bis Mitte Juli ist gleichzeitig aber auch für freilebende Tiere die wichtige Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit. Während dieser Zeit reagieren besonders boden- und heckenbrütende Vögel, aber auch generell Jungtiere freilebender Tierarten und deren Elterntiere besonders empfindlich auf Störungen.
Aus diesem Grund sollten Hundebesitzer in dieser sensiblen Zeit ihre Hunde an der Leine führen und die Wege nicht verlassen. Darauf weist Ute Frohss, Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit der Kreisjägerschaft Höxter, hin. „In jedem Hund steckt noch der Wolf. Wenn der Jagdinstinkt erst geweckt wird, sind auch die besten Manieren schnell vergessen. Hunde in dieser Zeit an der Leine zu führen, das ist der Beitrag eines jeden Hundehalters zum angewandten Natur- und Tierschutz“, appelliert sie an die Bevölkerung.
Selbst, wenn ein Hund gut erzogen sei, könne schon die Duftspur einer Maus oder eines Kaninchens dessen Jagdtrieb wecken, weiß die Expertin: „Ist ein Hund nicht angeleint, haben Hundebesitzer oftmals keine Kontrolle über ihr Tier. Die >unsichtbare Leine< hält nicht immer. Vögel, Rehe, Hasen und andere Tiere sehen von Natur aus Hunde als ihre Feinde an und versuchen, vor ihnen zu flüchten. Sie können nicht zwischen braven und weniger gut erzogenen Hunden unterscheiden.“ Durch Störungen dieser Art, so Ute Frohss weiter, könnten etwa Vögel weniger fressen und weniger Futter für die Jungvögel eintragen. Die Flucht koste sie zusätzliche Energie - nach dem langen Winter, aus dem die Tiere meistens geschwächt hervorgehen.
Ute Frohss: „Scheucht ein nicht angeleinter Hund einen Vogel auf, kühlt sein Gelege aus, und die Elternvögel können ihre Eier nicht mehr vor Nesträubern schützen. Der Bruterfolg ist gefährdet, es droht sogar die Aufgabe des Geleges.“ Auch in Wiesen abgelegte Jungtiere könnten zur leichten Beute für freilaufende Hunde werden, weiß die Obfrau der Kreisjägerschaft. Sie erklärt: „Es reicht manchmal schon aus, dass ein Hund ein Jungtier berührt. Der fremde Geruch irritiert die erwachsenen Tiere und lässt sie eventuell sogar ihren Nachwuchs verstoßen.“
Hasen und Rehen drohe im Moment außerdem noch eine ganz andere Gefahr: Die ersten Mähtermine in der Landwirtschaft stehen an. Ute Frohss: „Feldhasen haben eine ganz eigene Feinvermeidungsstrategie entwickelt. Sie flüchten nicht sofort, sondern sie ducken sich so lange wie möglich, um die Gefahr an sich vorüberziehen zu lassen. Insbesondere Junghasen versuchen, sich so zu schützen.“ Aber nicht nur die Feldhasen, auch viele andere Wiesenbrüter und Rehkitze können den modernen und schnellen Maschinen der Landwirtschaft nicht rechtzeitig ausweichen. Daher bitte die Kreisjägerschaft die Landwirte vor Ort, ihre Mähtermine den Jägern rechtzeitig bekanntzugeben. Diese werden dann geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Tiere aus der Gefahrenzone zu bringen. Ute Frohss: „Landwirte können zusätzlich helfen, in dem sie die Flächen von innen nach außen mähen. So haben die Tiere eine Fluchtmöglichkeit.“
Hintergrund: In Nordrhein-Westfalen sind die Gesetze , Verpflichtungen und Auflagen für Hundehalter in dem Landeshundegesetz Nordrhein-Westfalen (LHundG) festgehalten. Die allgemeinen Pflichten eines Hundehalters umfassen dabei eine Art Aufsichts- und Fürsorgepflicht, demnach der Hund so zu halten, zu führen und zu beaufsichtigen ist, dass keine Gefahr von ihm für andere Lebewesen ausgeht. Weiterhin gibt es für alle Hunde in NRW eine Leinenpflicht in Fußgängerzonen, Einkaufsbereichen, Park- Garten- und Grünanlagen, auf Kinderspielplätzen, bei öffentlichen Versammlungen, Volksfesten und Veranstaltungen sowie in öffentlichen Gebäuden, Schulen oder auch auf Straßen und Plätzen mit höherem Menschenaufkommen. In Warburg gilt zusätzlich eine Anleinpflicht rund um den Desenberg. Dieser Aufruf dient dazu, den Hundebesitzern klar zu machen und sie zu sensibilisieren, dass sie durch konsequentes Anleinen einen guten Beitrag zum angewandten Natur- Tier- und Artenschutz leisten können. (aeo)
Fotos: Barbara Kohlschein