Warburg (red). Zu der geplanten Schließung der Zuckerfabrik in Warburg hat der Imkerverein folgende Stellungnahme an die Südzucker AG verfasst: „Die Nachricht von der geplanten Schließung der Warburger Zuckerfabrik haben wir als Warburger Imkerverein mit großer Bestürzung aufgenommen. Diese Fabrik ist ein wichtiges Wirtschaftsunternehmen unserer Region, nicht nur wegen der 60 Festangestellten und annähernd 30 Saisonkräften, die in der Fabrik ihr Auskommen finden, sondern auch für die Landwirte, die Landwirtschaft und das Landschaftsbild im hessisch-nordrhein-westfälischen Grenzgebiet. Gerade in der letzten Zeit wurden in Warburg jüngere Mitarbeiter eingestellt. Diese kamen aus anderen ungekündigten Dienstverhältnissen zu Ihnen. Sollte das Werk schließen, ist deren Zukunftsplanung zumindest unsicher. Hier sehen wir Sie als Arbeitgeber in einer besonderen Verantwortung. Dass das Warburger Werk das erste und bis vor kurzem das einzige war, in dem Biozucker produziert wird, ist dem hiesigen Biolandwirt Josef Jacobi und dem damaligen Betriebsleiter Herrn Voss zu verdanken. Der Vertrieb von Bio-Lebensmitteln hat bekanntlich hohe Zuwachsraten und für biologisch angebaute Produkte ist Regionalität immens wichtig. Jeder Kilometer Anlieferungsweg mehr ist ökologisch fragwürdig. Das ist unserer Meinung nach ein starkes Argument nicht nur für den Erhalt, sondern sogar für den Ausbau des Biozucker-Segments in der Mitte Deutschlands. Auch die Tatsache, dass hier vor Ort Mitarbeiter sind, die jahrelange Erfahrung in der anspruchsvolleren Herstellung von Biozucker haben spricht für die Erhaltung des Standortes Warburg. Die Warburger Börde mit seinen tiefgründigen Lößböden ist geradezu prädestiniert für den Anbau von Zuckerrüben. Sollte diese Kultur aus der Fruchtfolge verschwinden, würde das Auswirkungen auf den Humusgehalt des Bodens, die Auslaugung von Nährstoffen und die Zunahme von Pflanzenkrankheiten beim Getreide mit sich bringen. Zudem wirken mosaikartige Felder mit unterschiedlichen Kulturen für das menschliche Auge deutlich gefälliger als Getreide und Mais soweit man schaut. Das gilt in ganz besonderem Maße für die Blühflächen, die von der Zuckerfabrik gefördert werden. In der ausgeräumten Warburger Börde finden Insekten, Vögel und Säugetiere eher wenig Nahrung und Unterschlupf. Diesen negativen Folgen der großflächigen Agrarwirtschaft setzen die dauerblühenden, optisch sehr ansprechenden Blühflächen, etwas entgegen. Dieser Aspekt ist gerade für uns Imker von großer Bedeutung. Wenn im Juli die Blütezeit der Linden beendet ist, finden Blüten besuchende Insekten so gut wie kein Futter in Form von Nektar und Pollen in der freien Landschaft mehr. Jeder Hektar weniger Rübenanbaufläche verringert den Anteil an Blühflächen. Dabei zählt mittlerweile jeder Quadratmeter Blüten. Sonst bleibt den Imkern nur, spätestens im August die Völker aufzufüttern, um gesunde und vitale Winterbienen zu erhalten, die das Volk über den Winter am Leben erhalten um im nächsten Jahr wieder ihre Bestäubungsarbeit leisten zu können. Für uns Imker haben Regionalität, Qualität und Natur einen sehr hohen Stellenwert. Die geplante Schließung der Zuckerfabrik in Warburg würde all dem entgegenstehen. Anstatt das Werk zu schließen, sehen wir eher einen Ausbau des Biozuckers in der Mitte Deutschlands mit dem dort vorhandenen Knowhow als sinnvoll an, zumal Sie selbst davon ausgehen, dass es zu Mengen- und Preisanpassungen kommen wird (s. Geschäftsbericht Südzucker AG 2018/2019) - und die Idee des Biozuckers hier entwickelt und verfeinert wurde. Sie bauen in der bevorstehenden schwierigen Unternehmensphase auf engagierte Mitarbeiter und vertrauen auf die Loyalität der Aktionäre (s. auch Geschäftsbericht Südzucker AG 2018/2019). Sind nicht auch viele Rübenanbauer Aktionäre? Wir bitten Sie deshalb eindringlich, im Sinne der Mitarbeiter und Rübenbauern, Ihre Pläne nochmals zu überdenken. Mit besten Grüßen, Im Namen des Vorstands des Imkervereins Warburg e.V., Marie-Luise Eickmeier-Ehrlich und Willibernd Schröder.“