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Montag, 25. November 2024 Mediadaten
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Höxter (red). Von der Raupe zum Schmetterling – kaum ein Lebewesen steht so für den Wandel. Wie ein Falter sieht auch der Solar Butterfly aus, der auf der Landesgartenschau in Höxter Station gemacht hatte - ein solarbetriebener Wohnwagen, der überall in der Welt auf Lösungen gegen die Erderwärmung aufmerksam machen will. Initiiert wurde das Projekt vom bekannten Schweizer Solarpionier Louis Palmer, der bei einer Talkrunde mit Gästen aus der heimischen Wirtschaft und Verwaltung auf dem Gartenschaugelände per Video zugeschaltet wurde.

„Es gibt 1000 geniale Ideen, die viel zu wenig bekannt sind“, erklärte Palmer. Zum Beispiel das holländische Solarauto mit Zellen auf der Motorhaube und dem Dach, das demnächst in Produktion gehen wird. Oder der Sandturm in Finnland, der im Sommer bis auf 500 Grad aufgeheizt wird und der bis in den Frühling die Wärme speichern kann.

„Technisch ist alles möglich“, sagte auch Frank Schröder von Phoenix Contact, dessen Firma unter anderem auch Stecker für Photovoltaikanlagen oder Elektronik-Bauteile für Windräder oder Auto-Ladekabel herstellt. Er steht schon seit mehr als zehn Jahren in Kontakt mit Louis Palmer. „Ich glaube, dass wir erst eine Veränderung hinkriegen, wenn es wehtut. CO2 sehe ich als nächste Währung.“ Überall wo es geht, lege sein Unternehmen auf die firmeneigenen Dächer PV-Module. „Das bringt acht bis zehn Prozent“, so Schröder. Nur ein Schritt von vielen also. Wie die „all electric society“ (die komplett elektrifizierte Gesellschaft) funktionieren könnte, zeigt Phoenix Contact in einem Park in Blomberg zeigen, der im September eröffnet werden soll. „Wir wollen die erneuerbaren Energien für die Menschen greifbarer machen.“

Auch der Höxteraner Antriebsriemen-Hersteller Arntz Optibelt hat sich längst auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht. „Wir haben in allen Produktionsstandorten weltweit PVProjekte entweder in Gang gesetzt oder schon etabliert“, sagte Geschäftsführer Reinhold Mühlbeyer. Seit zwei Jahren betreibe sein Unternehmen beispielsweise eine Solaranlage in China, in Höxter entstehe derzeit ein firmeneigener Solarpark mit etwa 3.400 Modulen und 1,4 Megawatt Peak. Auch die Produktionsverfahren bei Arntz-Optibelt würden immer energieeffizienter. „Und wir arbeiten daran, dass unsere Antriebsriemen eine längere Lebensdauer erreichen und energieeffizienter hergestellt werden.“ Mühlbeyer appellierte an die Politik, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen und die Überbürokratisierung zu beenden. „Auch muss man daran arbeiten, den Dschungel an Zertifikaten zu vereinfachen und transparenter zu machen.“

Höxters Bürgermeister Daniel Hartmann stellte den On-Demand-Verkehr Holibri als Klimaschutz-Projekt vor. Vier Stadtbuslinien in Höxter wurden durch kleine Elektro-Vans ersetzt, die bei Bedarf wie ein Taxi gerufen werden können. Ein Erfolgsmodell: „Die Holibris haben seit Dezember 2020 schon 86.000 Fahrgäste befördert“, berichtete Hartmann dadurch seien 33.000 Kilo CO2 eingespart worden. Auch den Solarausbau auf öffentlichen Dächern werde vorangebracht. „Herausfordernd in einer historischen Stadt mit sehr viel Denkmalschutz“. Hartmann erwähnte auch den Ausbau von Radwegen und die neuen Ladepunkte für E-Autos. „Die sind erst seit Kurzem in Betrieb aber die Auslastung ist schon richtig gut.“

Mit dem Ausbau der Lade-Infrastruktur befasst sich auch Mike Süggeler, Geschäftsführer von Westfalen-Weser-Ladeservice. 1.400 Ladepunkte seien in durch die Westfalen Weser bereits entstanden. „Die Zahl ist exponentiell gewachsen.“ Westfalen-Weser habe sich zum Ziel gesetzt, möglichst viel Strom vor Ort zu verbrauchen. „Wir haben hier in OWL Wirtschaft und gleichzeitig sehr viel regenerative Energien und sind rund acht Jahre der Energiewende voraus.“ In der Egge würden unvorstellbare Mengen Strom produziert, die zum Teil nicht genutzt werden können, da das Stromnetz nicht ausreicht. Angestrebt werde, die Energie direkt über das Stromnetz der Westfalen Weser in gezielt in die größeren Städte der Region zur verteilen, in dem die Netze automatisiert werden. Die darüber hinausgehenden Strommengen sollen per Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt werden.

Auch die Landesgartenschau selbst setze auf Nachhaltigkeit, betonte Geschäftsführerin Claudia Koch. Zum Beispiel durch die Verwendung von Baumaterial aus der Region: „Fast kein Stein hat mehr als eine Stunde Fahrtweg gehabt.“ Die Lieferwege seien entscheidend für den CO2-Fußabdruck. Im Archäologiepark seien bewusst ökologisch wertvolle Magerstandorte angelegt worden, die sich durch besondere Artenvielfalt auszeichnen. „Außerdem haben wir als erste Gartenschau in NRW komplett auf Torf in den Pflanzsubstraten verzichtet“, ergänzte Co-Geschäftsführer Jan Sommer. Darüber hinaus werde beispielsweise nur organischer Dünger verwendet.

„Super, dass sich die Unternehmen bei Ihnen so viele Gedanken machen“, lautete das Fazit von Solarpionier Louis Palmer. Auf die Frage, ob die Welt überhaupt noch zu retten sei, wollte er sich nicht auf eine Antwort festlegen. Aktuell erzeuge jeder Schweizer 14 Tonnen CO2, durch Konsum, durch Urlaubsflüge, durch Online-Einkäufe in Fernost. „Wir müssen runter auf 2,7 Tonnen, 80 Prozent runter“, rechnete Palmer vor. In den reichen Ländern werde entschieden, ob der Klimawandel noch gestoppt werden könne. „Die Lösungen sind da, wir müssen sie nur umsetzen.“

Foto: LGS Höxter/Jan Sommer

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