Warburg (red). Frau X meldet sich telefonisch in der Beratungsstelle, es gehe ihr sehr schlecht, sie benötige dringend Hilfe, so könne es nicht weitergehen, während der Corona Zeit sei sie völlig abgeglitten, sie habe die Arbeit verloren und jetzt Probleme mit ihrem Partner. Dies ist eins von vielen Beispielen, in denen die Sucht- und Drogenberatung der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. in Warburg erste Schritte anbieten kann.
Während des „Lockdowns“ musste auch die Beratungsstelle der Diakonie für einige Zeit ihre Türen schließen und konnte nur noch telefonische Beratungen anbieten. Schnell stellte sich die Diakonie auf die veränderten Bedingungen ein und konnte mit Hygienekonzept die Türen wieder öffnen. Den Mitarbeiterinnen ging es darum, die Leistungen für Abhängigkeitserkrankte fortzuführen und vor Ort immer Ansprechpartner zu bleiben. „Dieses Angebot wird verstärkt angenommen. Die Menschen suchen zunehmend wieder die Diakonie auf, der persönliche Kontakt in der Beratungsarbeit ist nicht zu ersetzen“, sagt Diakonie-Mitarbeiterin Herta Deuermeier. „Als Beratungsangebot vor Ort mit einer gewachsenen Struktur der regionalen Suchtkrankenversorgung bieten wir Hilfe bei Fragen oder Problemen im Umgang mit Suchtmitteln aller Art an“, so Deuermeier.
Nach dem „Lockdown“ zu Beginn der Corona-Pandemie und dem damit verbundenen Rückzug ins Private treten nun die Probleme der suchtkranken Menschen wieder stärker hervor, erklärt Herta Deuermeier. Der Rückzug führte bei vielen Menschen zur Vereinsamung, die wöchentlichen Treffen in der Selbsthilfegruppe und damit der Austausch der Menschen blieben aus. Gespräche mit Beratern konnten nur noch telefonisch stattfinden.
Die Auswirkungen der Corona-Zeit auf die individuellen Gewohnheiten und das Ausmaß des Suchtmittel-Konsums variieren. Eine Studie des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit hat gezeigt, dass der Alkoholkonsum in der Corona-Zeit bei rund einem Drittel der Erwachsenen gestiegen ist. Die fehlende Strukturierung des Alltags während des „Lockdowns“, die verringerten sozialen Kontakte in Kombination mit Kurzarbeit oder einem drohenden Arbeitsplatzverlust erhöhten das Stress- und Angstniveau vieler Menschen. Die sekundären Folgen der Krise mit den Mehrbelastungen führten zu einer Steigerung der häuslichen Konflikte, trockene Alkoholiker wurden rückfällig, die Instrumente zur Bewältigung brachen weg, was das Rückfallrisiko erhöhte.
Die Diakonie spürt dies in Form einer gesteigerten Nachfrage nach Beratungen. „All die sekundären Folgen der Krise müssen aktiv bearbeitet, Brandherde ausfindig gemacht, Ziele entwickelt und gemeinsam Lösungen gesucht werden“, sagt Diakonie-Mitarbeiterin Ynes Engelke. „In der Suchtberatung bieten wir Hilfe zur Selbsthilfe und stärken die Eigenverantwortung und Kompetenzen der Betroffenen“, betont Engelke. Aber auch Angehörige, die unter der Sucht des nahestehenden Menschen leiden, können sich bei der Diakonie beraten lassen. Oft tue es gut, ohne Angst vor Verurteilung über die Probleme zu Hause sprechen zu können, so Ynes Engelke.
Mithilfe einer fachlichen Begleitung können erste Schritte zur Reduktion der Suchtmittel angegangen werden. Eine Vermittlung in eine stationäre oder ambulante Rehabilitation schließt sich an. Gemeinsam mit den Betroffenen werden Anträge ausgefüllt und Berichte verfasst, eine geeignete Klinik oder Behandlungsstelle ausgewählt und der Kontakt hergestellt. Aber auch die Unterstützung während und nach der stationären Therapie, bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz und in den Alltag gehört dazu. Damit suchtmittelabhängige Menschen langfristig abstinent bleiben können und ein Rückfall vermieden werden kann, wird die Nachsorge/Rückfallprävention durch die Mitarbeiterinnen der Diakonie angeboten.
Foto: Diakonie Warburg