Warburg (red). Der Vorstand der Südzucker AG hält an den Plänen fest, die Zuckerfabrik in Warburg zu schließen (wir berichteten). Das ist das Ergebnis, das eine Delegation um Warburgs Bürgermeister Michael Stickeln mitgebracht hat, die am Montag, 18. Februar, zu einem Gespräch mit dem Vorstand der Südzucker AG nach Mannheim gereist war. Auf Grundlage dieses Gesprächs hat Bürgermeister Michael Stickeln folgendes Schreiben an die Südzucker AG verfasst: „Bezug nehmend auf das Gespräch der Warburger Delegation am 18. Februar mit dem Vorstand der Südzucker AG, darf ich Ihnen unsere Argumente gegen eine Schließung des Werkes Warburg mit diesem Schreiben zusenden und Sie nachdrücklich bitten, diese in Ihre Entscheidung über die Zukunft des Werkes Warburg, am Montag, 25. Februar, mit einfließen zu lassen. Neben den aufgeführten Argumenten, darf ich Ihnen auch einige Resolutionen, Stellungnahmen und Medienberichte aus unserer Region zukommen lassen, da ich bedauerlicherweise erfahren musste, dass der Vorstand der Südzucker AG den Aufsichtsrat, diesbezüglich nicht umfassend mit Informationen zum Sachverhalt versorgt. Der Restrukturierungsplan des Vorstandes sieht eine Reduzierung der Zuckerproduktion um 700.000 t/p.a. vor, um diese vom europäischen Markt zu nehmen. Dem Vernehmen nach hat aber ihr Mitbewerber Pfeifer & Langen bereits Interesse an einigen Rübenkontingenten bekundet, sodass eine Schließung des Warburger Werkes zumindest zum Teil lediglich eine Verlagerung in die Werke ihrer Wettbewerber verursachen würde. Die Warburger und Soester Börde verfügen bekanntermaßen über herausragende Anbaubedingungen und das Werk Warburg der Südzucker AG ist nach den Werken Ochsenfurt und Rain am Lech mit einem Zuckerrohertrag von 70t/ha, dass dritt-ertragreichste Werk im Konzernverbund. Aufgrund der guten Anbaubedingungen können diese Erträge zudem mit einem vergleichsweise geringen Pflanzenschutzaufwand und damit ökologisch nachhaltig errichtet werden. Mit der Schließung des Werkes Warburg der Südzucker AG werden diese optimalen Anbaubedingungen im Herzen Deutschlands mit den bekanntermaßen hervorragenden Verkehrsanbindungen aufgegeben. Es stellt sich für uns nach wie vor die Frage, ob bei einem Vergleich der Wirtschaftlichkeit des Warburger Werkes mit den übrigen Werken die besonderen Bedingungen unseres Standortes (kürzere Rübenkampagnenlaufzeit, Produktionsvielfalt durch bio-, braunem- und grobem Zucker - Brilliant Decor Grob - und den damit verbundenen Umrüst- und Reinigungskosten etc.) berücksichtigt und in die Berechnung mit eingeflossen sind. Mit der zwischenzeitlich ausgesprochenen Kampagnenverlängerung kann das Werk Warburg unseres Erachtens nach ein deutlich besseres Betriebsergebnis erzielen, da sich die Kosten entsprechend anders verteilen. Der bereits seit dem Jahr 1984 bestehende und erst im September 2016 erweitert geschlossene Kooperationsvertrag zur innovativen Abwasserbehandlung zwischen der Südzucker AG und dem Kommunalunternehmen der Stadt Warburg, umfasst ein Investitionsvolumen von 16,2 Mio. Euro, mit einem Fördermittelanteil von 9,8 Mio. Euro, von dem bereits insgesamt 7,7 Mio. Euro (davon 4,3 Mio. € Fördermittel) eingesetzt wurden. Bei durchaus möglichen Rückzahlungen von Fördermitteln aufgrund geänderter Rahmenbedingungen durch die Schließung des Werkes Warburg haben wir dem Vorstand bereits in unserem Gespräch am 18.02.2019 in Mannheim mitgeteilt, dass wir die Südzucker AG nach rechtlichen Möglichkeiten in Regress nehmen müssen, um einen Schaden von den Bürgerinnen und Bürgern, durch erhöhte Abwassergebühren, abzuwenden. Sollten darüber hinaus aus besonderen Umständen dennoch Gebührenerhöhungen unvermeidbar sein, würde dies einen weiteren erheblichen Imageschaden für die Südzucker AG bedeuten. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass zuletzt im Dezember 2018 Gespräche auf der Grundlage des Kooperationsvertrags geführt wurden und zu diesem nahen Zeitpunkt keinerlei Hinweise auf eine mögliche Schließung des Werkes Warburg der Südzucker AG folgten. Auch die Rübenanbauer wurden noch zur Kampagne 2018 nahezu gedrängt, den Zuckerrübenanbau weiter auszubauen (bis 140% auf die Quote bezogen). Auf diese Aussage vertrauend, haben einige Landwirte z.T. nicht unerhebliche Investitionen getätigt. In beiden Fällen ist ein massiver Vertrauensverlust gegenüber dem Südzucker-Konzern eingetreten. Bei allem Verständnis für die schwierigen ökonomischen Rahmenbedingungen müssen unseres Erachtens diese Argumente bei der Abwägung eines solch gravierenden Schrittes ausgewogen mit bedacht werden. Vor dem Hintergrund der auch in Berlin angestoßenen Diskussion (gekoppelte Zahlungen im Rahmen der GAP etc.) und des besonderen Engagements der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Landwirte der Region und auch der Politiker auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene bitte ich Sie herzlich und eindringlich, in gemeinsamen Überlegungen, Strategien und Unterstützungsszenarien zu entwickeln, um das Werk Warburg in eine erfolgreiche Zukunft führen zu können. Ich bitte Sie, der Verantwortung als deutsches Unternehmen insbesondere gegenüber den deutschen Standorten mit ihren so langen Geschichten und Traditionen gerecht zu werden. Für Gespräche und Fragen stehe ich Ihnen jederzeit und uneingeschränkt, ebenso wie unser MdB Christian Haase, unser MdL Matthias Goeken und unser Landrat Friedhelm Spieker, zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen, Michael Stickeln.“?
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Michael Stickeln: „Argumente gegen Zuckerfabrik-Schließung berücksichtigen“
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