Warburg (red). Die Mitglieder des Haupt- und Finanzausschusses der Hansestadt Warburg haben einstimmig eine Resolution gegen die Schließung der Warburger Zuckerfabrik verabschiedet. Die Resolution ist an den Aufsichtsrat der Südzucker AG gerichtet. Darin heißt es: „Mit großer Überraschung und Empörung haben wir von den geplanten Restrukturierungsmaßnahmen der Südzucker AG und der damit verbundenen möglichen Schließung des Werkes Warburg erfahren müssen. Ausdrücklicher Wunsch des Rates der Hansestadt Warburg ist der Erhalt des Werkes in Warburg. Der Rat der Hansestadt Warburg ist sich durchaus darüber bewusst, dass aufgrund der Liberalisierung und der damit einhergehenden Lockerung des EU-Zuckermarktes die Südzucker AG auch weiterhin wettbewerbsfähig bleiben muss. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der ungleichen Markt- und Wettbewerbsbedingungen in Europa. Bei den Entscheidungen zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit muss sich die Südzucker AG jedoch sowohl ihrer unternehmerischen Verantwortung, als auch als ein „von Bauern für Bauern“ gegründetes Unternehmen, seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst sein. Die Zuckerfabrik selbst stellt in Warburg, in vielerlei Hinsicht weit mehr dar als „nur“ ein Industrieunternehmen unter vielen. Diese gilt insbesondere für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familien sowie für die Landwirtinnen und Landwirte der gesamten Region, die jahrzehntelang der Garant ihres Erfolges waren. Als Kommune sieht sich die Hansestadt Warburg jederzeit als enger und verlässlicher Partner der ansässigen Wirtschaftsunternehmen und achtet sehr darauf, wirtschaftsfördernde Rahmenbedingungen zu setzen, um in klar zukunftsorientierter Ausrichtung nicht bloß wettbewerbsfähige Standortfaktoren zu erhalten, sondern diese nach Möglichkeit beständig zu verbessern. So wird die Zuckerfabrik bei sämtlichen Vorhaben in der Bauleitplanung wie sonstigen Genehmigungsverfahren unterstützt und hierbei Rücksicht auf die Interessen des Werkes genommen. Zuletzt etwa in der Erweiterung der Zuckerrübenkampagne, bei dem Ausbau der Infrastruktur durch Errichtung der neuen Anbindungsstraße an die Ostwestfalenstraße - B252 – oder aber in der Schaffung von Erweiterungsmöglichkeiten zur Kapazitätserhöhung der Zuckerrübenauslastung, wie zuletzt im Jahr 2015 geschehen. Auch abseits etwaiger Genehmigungsverfahren arbeiten Politik und Verwaltung unserer Stadt, aber auch der Region und die Warburger Zuckerfabrik auf vielen Feldern Hand in Hand zusammen. Der bereits seit dem Jahr 1984 bestehenden und im September 2016 erweitert geschlossene Kooperationsvertrag zur innovativen Abwasserbehandlung zeigt dies auf eindrucksvolle und nachhaltige Art und Weise.
Wir appellieren deshalb mit Nachdruck dafür, bei Ihrer Entscheidung folgende Punkte zu berücksichtigen:
Für den landwirtschaftlich geprägten Kreis Höxter sind der Zuckerrübenanbau und die Betriebsstätte Warburg der Südzucker AG von großer Bedeutung. Die Warburger Börde bietet einen der besten und ertragreichsten Böden in ganz Deutschland. Sie ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt für ihre außergewöhnlichen landwirtschaftlichen Erträge und ihre Zuckerfabrik. Daher ist das Warburger Werk nicht umsonst das drittstärkste Werk der Südzucker AG in Deutschland, im Bereich des theoretischen Zuckerertrages.
Die Zuckerfabrik Warburg ist eine seit 1882 gewachsene und fest etablierte Betriebsstätte mit einer traditionell starken Kundenbindung. Das Einzugsgebiet umfasst neben der Soester Börde den Raum Ostwestfalen sowie Teile von Süd-Niedersachen und Nordhessen. Rund 800 Landwirte bauen 500.000 bis 600.000 Tonnen Zuckerrüben für das Werk Warburg an. Insgesamt werden damit jährlich 80.000 bis 100.000 Tonnen Zucker erzeugt.
Als bestmöglich in der Mitte von Deutschland gelegener Standort mit hervorragender verkehrlicher Anbindung (direkter Autobahnanschluss an die A 44 sowie das dichte Netz an Bundesstraßen 252, 241, 68, und 7) gibt die Warburger Zuckerfabrik derzeit mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Arbeit und stellt somit die Existenzgrundlage vieler Familien dar.
Mit Schließung des Standortes Warburg müssen die Rüben 60 bis 80 Kilometer weiter in die umliegenden Werke transportiert werden. Dies ist ökologisch unsinnig für Zucker, der auch in der heimischen Region erzeugt werden kann.
Weiterhin wäre aus unserer Sicht ein gerechter und einheitlicher Zugang zum EU-weiten Zuckermarkt wichtig:
Dringend notwendig sind auf europäischer Ebene mehr Chancengleichheit sowie eine einheitliche und verbindliche EU-Agrarpolitik.
Innerhalb der EU darf es nicht weiter zu Wettbewerbsnachteilen aufgrund von ungleichen Rübenbeihilfen und Unterschieden bei der Pflanzenschutzmittelzulassung kommen. Die EU-Beihilfen müssen gleichmäßig auf alle EU-Staaten verteilt werden, sodass unsere heimischen Landwirte in gleichem Maße von diesen profitieren können. Ebenfalls muss der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einheitlich geregelt werden.
Die Warburger Zuckerfabrik ist ein bedeutender und unersetzlicher Bestandteil unserer ländlich geprägten Region und aus der Warburger Börde und der Region nicht wegzudenken. Wir möchten Sie hiermit eindringlich bitten, dies bei Ihrer Entscheidung über den Restrukturierungsplan der Südzucker AG mit einzubeziehen und nach sorgfältiger Abwägung und Prüfung aller Gesichtspunkte die Entscheidung zur Aufgabe der Betriebsstätte in Warburg zu revidieren. Darüber hinaus würden wir uns über ein klares Bekenntnis zur Warburger Börde als Standort für die Zuckerrübe freuen.“ Michael Stickeln, Bürgermeister der Hansestadt Warburg