Höxter/Düsseldorf (TKu). Was im Herbst 2022 in Höxter als kleine Selbsthilfegruppe begann, hat sich zu einem landesweiten Projekt mit Strahlkraft entwickelt: Das „Long Covid Netzwerk Höxter e.V.“ ist von der Fördergemeinschaft der gesetzlichen Krankenkassen in NRW offiziell als Landesverband anerkannt worden. Damit ist Höxter künftig nicht nur Zentrum regionaler Selbsthilfe, sondern Sitz der neuen Landesgeschäftsstelle. Für den Gründer Mirko Niederprüm (49) ist das ein bewegender Moment – und eine wohlverdiente Anerkennung seiner ehrenamtlichen Arbeit. Der Familienvater, selbst von Long Covid betroffen, hat in den vergangenen zweieinhalb Jahren nicht nur zwei Bücher geschrieben und ein Netzwerk mit mittlerweile 70 Selbsthilfegruppen in ganz NRW aufgebaut, sondern auch einen Verein aus der Taufe gehoben, der nun auf Landesebene agiert.
„Wir sind noch lange nicht am Ziel“, sagt Niederprüm. Sein großes Anliegen: Der Aufbau eines Unterstützungszentrums für Menschen mit Long Covid und anderen chronischen Erkrankungen im Kreis Höxter. Erste Gespräche mit potenziellen Trägern laufen. Mitstreiterin Janina Dotzauer, die inzwischen eine Minijob-Stelle im Verein innehat, treibt das Projekt gemeinsam mit ihm voran. Unterstützung erhält das neue Landesnetzwerk unter anderem von der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe und dem Paritätischen Wohlfahrtsverband. Satzung und Organisationsstruktur des Vereins wurden bereits überarbeitet, ein Aufsichtsrat und ein Beirat sind in Planung. Auch eine große Informationsveranstaltung steht an: Am 10. Juli wird der neue Landesverband in Düsseldorf offiziell vorgestellt. NRW-Staatssekretär Matthias Heidmeier hat sein Kommen angekündigt.
Auch finanziell gibt es Rückenwind: Die gesetzlichen Krankenkassen bewilligten einen Pauschalzuschuss in fünfstelliger Höhe zur Förderung der gesundheitsbezogenen Arbeit des neuen Landesverbandes. Parallel zur organisatorischen Arbeit läuft die tägliche Selbsthilfe weiter. Neben den Gruppen vor Ort betreuen Niederprüm und Dotzauer eine WhatsApp-Community mit derzeit 360 Mitgliedern – Tendenz steigend. Die Website des Vereins, www.longcovidhx.de, wird aktuell überarbeitet und bleibt zentrale Plattform für Austausch, Beratung und Hilfestellung. Trotz schwerer gesundheitlicher Rückschläge hat Mirko Niederprüm nie aufgegeben. Im Gegenteil: Er hat seine Lebensweise umgestellt, 18 Kilo abgenommen und eine Weiterbildung zum Gesundheitscoach absolviert. Heute arbeitet er in diesem Bereich bei den Kolping-Bildungszentren OWL und gibt seine Erfahrungen und Motivation an andere weiter – in der beruflichen wie ehrenamtlichen Arbeit. „Als Landesverband öffnen sich ganz andere Türen“, sagt Niederprüm. Und eine Botschaft bleibt für ihn zentral: Aufgeben ist keine Option. Die Langzeitfolgen von Covid-19 bleiben ein Thema, das viele Menschen bewegt – und das noch viel Engagement und Aufklärung erfordert. Dass dieses Engagement jetzt von Höxter aus landesweit koordiniert wird, ist ein bedeutender Schritt für die Betroffenen in ganz NRW. Und ein klares Zeichen, dass ehrenamtliche Initiative echte Veränderung bewirken kann.
Foto: Thomas Kube