Borgentreich (red). Darüber freut sich die Löwenmama Susanne Saage besonders: Gleich zwei Geschäfte in der Orgelstadt bieten wieder die Möglichkeit, kleine Geschenke für krebskranke Kinder zu spenden. Diese Spiel- und Bastelsachen bringt sie in der Weihnachtszeit den Kindern direkt ins Krankenhaus. „Mittlerweile stehen bundesweit über 60 Kinderstationen und -hospize auf meiner Besuchsliste,“ so die Löwenmama. „Der schönste Lohn ist für mich, in lachende Kinderaugen zu schauen.“ Ein Teil des Erlöses aus dem Konzert am 2. Advent in der Bühner Kirche geht auch auf ihr Spendenkonto: „Dafür bin ich der Borgentreicher Bevölkerung sehr dankbar.“
Mitten in der Bördestadt befindet sich das Textilgeschäft „Frau Alois Lotze“, in dem die „gute alte Zeit“ stehengeblieben scheint. Die heutige Inhaberin Monika Göke ließ sich schon vor Jahren von der Löwenmama-Idee begeistern, bietet sie doch Wolle und Stoffe an. „So etwas brauchen wir auf den Kinderstationen zum Basteln,“ ist Susanne Saage begeistert. „Es muss allerdings alles fabrikneu sein, gebrauchte Wolle darf ich aus hygienischen Gründen leider nicht annehmen.“ Richtige kuschelige Seelentröster sind die putzigen Sterntaler-Püppchen, die Monika Göke auch anbietet. „Es gibt so viele Kleinkinder im Krankenhaus,“ erzählt die Löwenmama von ihren vielen Besuchen, „deren Leid kann man schon mit einem solch knuffigen Figürchen etwas lindern.“
Kurz entschlossen hatte schon im vorigen Jahr Albert Höxtermann in seinem Geschäft für Elektro- und Haushaltswaren einen Geschenketisch für die „Aktion Löwenmama“ von Susanne Saage eingerichtet. Dem Beispiel seiner Ladennachbarin folgend bietet er in der Borgentreicher Innenstadt eine Reihe von Elektronik für Kinder an: Kopfhörer aller Art, kleine Radios oder CD-Player, Power-Banks, CDs und vieles mehr. „Über die Medien habe ich von der segensreichen Arbeit der Löwenmama erfahren,“ so Albert Höxtermann. „Da möchte ich auch einen Teil zu beitragen und freue mich, mitmachen zu können.“ #### Komplettiert wird die Spendenbereitschaft aus Borgentreich für die Aktion Löwenmama mit einem Benefizkonzert am 2. Adventsonntag in der Bühner Pfarrkirche. Ein Teil der Kollekte nach dem Konzert stellen die drei Bühner Musikvereine seit 2019 der Löwenmama zur Verfügung.
Das Besondere an der Aktion ist dies: Die Kunden kaufen im Laden das Geschenk zum normalen Preis und hinterlegen es dort. Helfer holen die hübsch verpackten Artikel ab, die dann von Susanne Saage und ihrem Team ausgeliefert werden. „Inzwischen habe ich bundesweit über 60 Krankenhäuser und Hospize auf meiner Liste,“ so die Löwenmama, „das reicht von Sylt im Norden bis München im Süden, von Aachen im Westen bis ins östliche Frankfurt/Oder“.Solche Geschenketische sind nicht nur in fast allen Städten des Kreises Höxter, sondern in der weiten Region zu finden. „Es sind mittlerweile über Hundert,“ vermutet die rührige Sommersellerin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sie für diese dauerhafte Aktion 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Die Situation der betroffenen Familien sei in letzter Zeit immer prekärer geworden, berichtet die Löwenmama. Allein schon die Besuchsfahrten zum kranken Kind in oft weit entfernten Kliniken rissen bei den Spritpreisen eine erhebliche Lücke ins Haushaltsbudget. „Wenn dann auch noch ein Elternteil seine Arbeit aufgibt, um nah beim kranken Kind zu sein, wird es wirtschaftlich schwierig für die Familie,“ weiß Susanne Saage und bittet herzlich alle Familien, denen es gut geht, ihre „Aktion Löwenmama“ zu unterstützen.
„Begonnen hat das alles vor 23 Jahren,“ erinnert sich die heute 60-jährige Susanne Saage, im Hauptberuf Altenpflegerin, mit einem schweren Seufzer der Erinnerung. Ihr damals neunmonatiger Sohn Moritz erkrankte an Leukämie und musste über Weihnachten das Krankenbett hüten. „Da haben wir einfach das Weihnachtsfest für meine insgesamt drei Kinder, meinem Mann und mich ins Krankenhaus verlegen müssen.“ So entstand die Idee, den schwerkranken Kindern ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Und sie vergisst bis heute nicht die Geschwisterkinder: „Die können nichts für die schwere Krankheit des Bruders oder der Schwester, aber sie geraten verständlicherweise oft ins Hintertreffen.“ Aus den ersten Kontakten ins St. Ansgar-Krankenhaus Höxter und in die Göttinger Kinderklinik wurden immer mehr Häuser auf sie aufmerksam. „Auf den Stationen liegen Wunschzettel aus, auf denen mir die Kinder ihre Wünsche malen, aus Katalogfotos aufkleben oder aufschreiben,“ erklärt sie ihr System. Diese Wunschzettel werden ihr im Spätsommer zugeschickt und bei ganz speziellen Wünschen sucht sie das passende Geschäft aus. „Bis jetzt ist es mir gelungen, noch jeden materiellen Wunsch zu erfüllen.“ Ihr Sohn Moritz ist übrigens wieder gesund geworden und kümmert sich heute ebenfalls um die Auslieferung der Geschenke.
Informationen im Netz findet man unter www.aktion-loewenmama.de
Foto: Winfried Gawandtka