Warburg (dph). „Albtraum Miete“ lautet das Motto der diesjährigen bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung vom 3. bis 7 Juni. Wohnraum wird speziell in Ballungsräumen bereits für Normalverdiener unerschwinglich. Arme oder überschuldete Menschen haben kaum noch eine Chance, eine bezahlbare Wohnung zu finden. „Bereits im Vorfeld scheitern viele Überschuldete bei der Wohnungssuche, weil ihre Schufaauskunft schlecht ist. Dabei sagt die Schufa überhaupt nichts darüber, ob die Miete in der Vergangenheit gezahlt wurde oder nicht“, weiß Evelyn Vornweg, Schuldnerberaterin der Diakonie Paderborn-Höxter e.V.. Hohe Mieten und Nebenkosten belasten finanzschwache Haushalte extrem und schränken die Lebensqualität stark ein. Laut einer Erhebung für die Jahre 2005-2015 von Eurostat (Statistisches Amt der Europäischen Union) müssen arme Haushalte in Deutschland im Durchschnitt 43,3 Prozent ihres Einkommens für die Kosten der Unterkunft aufbringen. In der EU ist das ein trauriger vorletzter Platz. Nur in Ungarn müssen Arme noch mehr für ihre Wohnung bezahlen. Empfängerinnen und Empfänger von ALG II oder Grundsicherung leiden häufig darunter, dass die behördlich festgelegten Mietobergrenzen für die Unterkunftskosten nur noch wenig mit den realen Mietspiegeln zu tun haben. Daher muss ein Teil der ohnehin knapp bemessenen Regelsätze, die für Nahrung und Kleidung gedacht sind, in die Unterkunftskosten gesteckt werden. „Das treibt die Hilfeempfänger zu den Tafeln und in die Schuldenfalle“, erklärt Schuldnerberaterin Vornweg. Angesichts dieser Situation hat die Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatung der Verbände (AGS) Forderungen an Politik und Wohnungswirtschaft formuliert. Die AGS ist ein Zusammenschluss aller Träger der Freien Wohlfahrtspflege und der Verbraucherzentralen, die auch Träger der meisten Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen sind.
Die vier Forderungen lauten:
1. Sicherung von angemessenem Wohnraum für Alle durch Stärkung von sozialem und gemeinwohlorientiertem Wohnungsbau sowie einer entsprechenden Wohnungs- und Stadtplanungspolitik.
2. Keine Stigmatisierung von Wohnungssuchenden durch die Schufaauskunft. Menschen im Insolvenzverfahren erhalten eine besonders schlechte Bewertung, obwohl gerade das Insolvenzverfahren ungeregelte Zwangsvollstreckungen unterbindet und dadurch Zahlungsstörungen weitgehend ausgeschlossen sind.
3. Unterstützung von Menschen mit niedrigem Einkommen durch angemessenes und dynamisches Wohngeld und die realistische Anpassung der „angemessenen Unterkunftskosten“ für Hilfeempfänger an die tatsächlichen Vergleichsmieten.
4. Ausreichende und unbürokratische Unterstützungsangebote bei Miet- und Energieschulden durch Mieter- und Schuldnerberatung. Vermieter, Kommunen und Schuldnerberatungsstellen sollen sich enger vernetzen, um den Wohnraum für die Mieter zu sichern und Verluste für die Vermieter weitgehend zu vermeiden. Mehr unter www.diakonie-pbhx.de und www.aktionswoche-schuldnerberatung.de.
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Wenn die Miete zum Albtraum wird
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