Borgentreich (red). Seit einigen Jahren erleben Direktvermarkter eine verstärkte Nachfrage ihrer Produkte. Gerade in Zeiten der Corona-Krise sind sie diejenigen, auf die sich die Menschen verlassen können. Da sie ihre Waren in der Region verarbeiten, sind sie unabhängiger von globaler Logistik. Umso wichtiger ist es, dass sich die Erzeuger nach der Krise auch auf die neu gewonnenen Kunden verlassen können. Als Unterstützung dienen Vernetzungsplattformen zwischen regionalen Gewerbetreibenden und Verbrauchern, die aktuell in vielen Städten aufgebaut werden.
Die aktuelle Situation dürfte vielen Menschen klarmachen, dass der bisherige Lebensstil, bei dem immer alles zu jeder Zeit verfügbar war, Grenzen hat. Das führt zu einer immer stärkeren Auseinandersetzung der Menschen mit regionalen Angeboten, die daraus folgende verstärkte Nachfrage bringt neue Herausforderungen für Direktvermarkter mit sich. Die Produzenten müssen hart arbeiten, um die steigende Nachfrage nach regionalen Produkten zu bewältigen. Um die vielen landwirtschaftlichen Erzeugnisse, die in den kommenden Monaten reif sind, ernten zu können, fehlen derzeit noch immer mehrere zehntausend Helfer. Der Grund dafür ist, dass die Anzahl der Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa dieses Jahr begrenzt ist. Es müssen aber auch neue Absatzwege erschlossen werden, um die Ernte vor dem Verfall zu retten, da viele Großabnehmer wie Restaurants und Kantinen geschlossen haben.
Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband ist eine von vielen Institutionen, die dabei helfen, Menschen aus der Nachbarschaft als Erntehelfer zu organisieren. Viele dieser Menschen können derzeit ihren Beruf nicht ausüben oder sind sogar arbeitssuchend und können diese Lücke nun als Chance für eine Anstellung nutzen, denn Landwirte sorgen seit jeher für Arbeitsplätze in der Region.
Doch nicht nur regionale Lebensmittelversorger stehen vor den Herausforderungen, neue Absatzwege schaffen zu müssen. Auch Gewerbetreibende in anderen Bereichen müssen sich neu organisieren, damit sie nicht durch große Onlineversandhändler ersetzt werden. Die Stadt Warburg hat dazu eine Internet-Plattform namens „Remapla“ (Regionaler Marktplatz) erstellt. Unternehmende in Warburg und Umgebung werden gebeten, sich in dieser Plattform einzutragen, damit die regionalen Strukturen nicht wegbrechen, sondern im Gegenteil gestärkt werden. Auch weitere Städte im Kreis Höxter, wie zum Beispiel Beverungen und Brakel machen durch Facebook-Aufrufe oder auf ihren Webseiten das heimische Angebot sichtbar. In Borgentreich bündelt die Bürgerinitiative Lebenswertes Bördeland und Diemeltal die derzeitigen Möglichkeiten, regional einzukaufen. Privatpersonen setzen sich für ihre Nachbarn ein, indem sie für sie Besorgungen des täglichen Bedarfs tätigen. Durch den Beitrag all dieser Akteure werden derzeit Vernetzungen zwischen regionalen Gewerbetreibenden und Verbrauchern geschaffen, die wesentlich für eine erfolgreich funktionierende Nahversorgung sind. Diese Vernetzungen schaffen die Grundlage, auf der wir „nach Corona“ weiter aufbauen können. Somit sichern wir schon jetzt einen Teil unserer Zukunft.
Die Corona-Krise bringt viel Unheil über uns, aber auch viele Chancen, Dinge besser zu machen. Uns wird vor Augen geführt, wo die Probleme liegen und wo noch unentdecktes Potential steckt. Es liegt an uns, das Beste daraus zu machen, denn Krise bedeutet nichts anderes als einen Wendepunkt in einer schwierigen Situation, dessen Ausgang auch wir positiv beeinflussen können. Die Stärkung der regionalen Wirtschaftkreisläufe durch wohnortnahes Einkaufen ist eine Möglichkeit. Dadurch werden zusätzlich Arbeitsplätze erhalten und sogar neu geschaffen. Das bringt uns die Sicherheit, die wir in solchen schwierigen Zeiten am meisten brauchen.
Regionale Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung finden sich unter www.remapla-warburg.de , www.facebook.com/bi.boerdeland , www.facebook.com/Stadt.Beverungen/ und www.brakel.de/Wirtschaft/Kauf-vor-Ort
Internetplattformen für die Erntehelfervermittlung sind u.a. www.wlv.de/erntehelfer , www.daslandhilft.de , www.erntehilfe.org und www.land-arbeit.com .
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