Diemelstadt (red). „Pflegekräftemangel“ – dieses Schlagwort hat einen realen Hintergrund, denn in Deutschland fehlen derzeit bis zu 50.000 Fachkräfte. Allein die Alloheim Senioren-Residenzen, einer der größten Anbieter, sucht bundesweit rund 600 Mitarbeiter. Eine Möglichkeit, die Lücke zu schließen, besteht darin, die Familienfreundlichkeit bei Jobangeboten in den Fokus zu stellen. Für Ulrike Schneider, Personalmanagerin von Alloheim, ist das nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit, sondern selbstverständlich: „Bei uns stehen die Bedürfnisse unserer Mitarbeiter immer im Mittelpunkt“, sagt sie, „deshalb bemühen wir uns in allen Residenzen, jungen Eltern nach einer längeren Baby- oder Erziehungspause die Rückkehr ins Berufsleben zu erleichtern.“ Um den Alltag mit Kind und Beruf gut hinzubekommen, ist allerdings, betont Ulrike Schneider, „eine gewisse Flexibilität“ nötig. „Genau diese ermöglichen wir Müttern und Vätern, indem wir etwa deren Schichtzeiten an die Hol- und Bringzeiten der jeweiligen Kita anpassen.“ Der Erfolg dieses Konzeptes lässt sich an dem hohen Anteil jüngerer Mütter und Väter unter den Alloheim-Mitarbeitern ablesen. Die Senioren-Residenz im niedersächsischen Delligsen ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Seit kurzem beherbergt die Einrichtung eine eigene Kita (offizielle Bezeichnung: „Kindergroßtagespflege“), in der bis zu acht Kinder im Alter bis zu drei Jahren von zwei ausgebildeten Tagesmüttern betreut werden. Residenzleiter Oliver Weiss, der das Leuchtturm-Projekt angeschoben hat: „Junge Mütter, die einen Job in der Pflege suchen, wird der Einstieg erleichtert. Aber auch Berufsrückkehrer nach der Elternzeit nehmen das Angebot gerne an.“ Das bestätigt auch die Pflegefachkraft Nadine Klapproth: „So habe ich die Möglichkeit, Beruf und Kleinkind besser zu managen. Es ist sehr praktisch und erleichtert mir, alles unter einen Hut zu bekommen.“ Doch nicht nur die Eltern, die laut Weiss „ihre Kleinen während der Arbeitszeit gut aufgehoben wissen“, haben Vorteile von der ungewöhnlichen Kita. Auch die Senioren profitieren von der quirligen Lebensfreude der Jüngsten; es gibt gemeinsame Bastelnachmittage, Märchenstunden und sogar körperliche Aktivitäten. Selbstverständlich sind die Öffnungszeiten der Kita flexibel an die Schichtzeiten der Eltern angelehnt. Ulrike Schneider: „Wenn es kurzfristig einmal zeitlich eng wird, dürfen die Kinder auch mal mit zur Arbeit kommen.“ Die kleine „Raupe Regenbogen“, so der Name der Delligsener Kita, könnte Schule machen. Alloheim will das familienfreundliche Modell künftig auch in anderen Pflegeeinrichtungen ausprobieren.
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Geht doch: Beruf und Familie unter einem Hut
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