Scherfede/Hamburg (red). Nach 9.50 Stunden und 226 sehr harten Kilometern konnte sich Tim Rose als Zweiter seiner Altersklasse auf dem Hamburger Rathausmarkt feiern lassen. Damit hat der Triathlet aus Scherfede die Qualifikation für den Ironman Hawaii zwar knapp verpasst, aber der 20-Jährige war nach seinem Zieleinlauf einfach froh, „das Rennen überhaupt ins Ziel gebracht zu haben“. Der längste Tag des Jahres begann für Tim Rose mit dem 3,8 Kilometer langen Schwimmen in der Hamburger Alster. „Das Schwimmen lief super. Ich habe mich sehr gut gefühlt und schnell einen guten Rhythmus gefunden. So konnte ich einige Körner sparen und nach 63 Minuten aus dem Wasser steigen“, berichtet Tim Rose.
Danach galt es, 182 Radkilometer durch den Süden Hamburgs zu absolvieren. Dort hatten die Athleten mit viel Wind und nasskalten Temperaturen zu kämpfen. Auch wenn Hamburg als flach gilt, hatte die Radstrecke mehr als 1 000 Höhenmeter und verlangte den Teilnehmern alles ab. „Leider habe ich am Sonntag ganz schlechte Radbeine erwischt. Die erste Radrunde konnte ich zwar noch wie geplant in 2.24 Stunden fahren, habe mich dabei aber schon schlecht gefühlt. Auf der zweiten Radrunde sind meine Wattwerte dann deutlich eingebrochen und dementsprechend langsam und hart waren die zweiten 90 Kilometer“, beschreibt Rose das >härteste< Radfahren seines Lebens: „Warum meine Leistung so eingebrochen ist, weiß ich nicht. Die Radform war sehr gut, die Vorbereitung lief perfekt und die Ernährung hat auch das ganze Rennen über gepasst. Wahrscheinlich war die Kälte in Kombination mit Rückenproblemen der Auslöser. Möglicherweise habe ich mir einen Nerv eingeklemmt.“ Als der junge Ausdauersportler nach 5.03 Stunden vom Rad stieg und in die Laufschuhe wechselte, hatte er schon mit einem tauben linken Fuß zu kämpfen. „Das würde auch erklären, warum ich am Rad auf einmal keinen Druck mehr hatte. Ich habe gehofft, dass ich mich irgendwie wieder locker laufen kann - aber die Probleme wurden während des Laufens immer schlimmer. Der Lauf war ein reiner Kampf mit Schmerzen.“
Auf der ersten von vier Laufrunden versuchte der Sportmanagementstudent noch, konzentriert zu laufen und seinen Pacingplan durchzuziehen. Doch der Fuß machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Tim Rose: „Ab Mitte der zweiten Runde musste ich immer wieder gehen und den Fuß ausschütteln. Bei Kilometer 18 waren die Schmerzen so groß, dass ich schon aus dem Rennen aussteigen wollte. Meine Mutter hat versucht, mir den Fuß aufzumassieren. Aber das hat auch nicht mehr funktioniert.“ Der Triathlet aus Scherfede ist im Nachhinein aber sehr froh, dass er trotz der Schmerzen nicht aufgegeben hat, doch noch einmal angelaufen ist und das Rennen ins Ziel gebracht hat. Besonders dankbar ist er für die Unterstützung seiner Begleiter am Streckenrand. „Ohne deren Unterstützung wäre ich nicht ins Ziel gekommen“, sagt er: „Meine Familie, Freunde und Trainer haben mich super unterstützt und motiviert. Als sie mir dann am Anfang von Runde drei zugerufen haben, dass Platz zwei möglich ist, habe ich noch einmal alle Kräfte mobilisiert und den tauben Fuß so gut es ging ignoriert.“
Für diesen Kampfgeist wurde der ambitionierte Triathlet nach 9.50 Stunden mit Platz zwei in der Altersklasse der 18 bis 24-Jährigen belohnt. Sieger in der Altersklasse wurde der Hamburger Paul Siemers nach 9.33 Stunden. „Hätte ich meine Leistung wie geplant bringen können, dann hätte ich Paul geschlagen. Aber das ist Ironman. Jedes Rennen ist anders und nicht planbar. Paul war am Sonntag der Stärkere und hat den Sieg und die Hawaiiqualifikation verdient. Ich bin einfach nur froh und stolz, das Rennen beendet zu haben, auch wenn mein Anspruch eigentlich ein anderer war“, zieht Tim Rose Bilanz. Im Rennen der Profimänner hat der Südafrika James Cunnuma (8 Stunden) vor den beiden Deutschen Horst Reichel (8.22 Stunden) und Markus Fachbach (8.25 Stunden) gewonnen. Bei den Damen siegte die Darmstädterin Daniela Sämmler in 9.07 Stunden vor Eva Wutti und Kristin Möller.