Warburg (red). Auf der einen Seite gibt es wohl kaum etwas Langweiligeres als eine weiße Wand - so wie die im Gemeinschaftsraum der Flüchtlingsunterkunft in der Bahnhofstraße. Auf der anderen Seite bietet eine weiße Wand viel Raum für Fantasie. Das bewiesen nun 14 junge Künstlerinnen und Künstler, die in dem Camp wohnen.

Die Ursprungsidee für ein Wandgemälde kam von Herrn Stromberg, dem Hausmeister. Unter der Leitung von Anne Stratmann von der Zweiten Heimat wurden Tuschkästen und Buntstifte hervorgeholt und erst einmal Entwürfe gezeichnet. Danach wurde es schwierig. Wer sollte sich anmaßen zu entscheiden, welcher Entwurf der Schönste und auf die Wand zu übertragen sei?

Anne Stratmann fragte kurzerhand den Warburger Architekten Raimund Busch um Rat. Der besah sich alle Vorschläge und machte aus ihnen einen großen Entwurf. Und nicht nur das! Er fertigte auf Papier einen Teil des Bildes in Originalgröße an. Damit hatten die Kinder beim Abmalen auf die große weiße Wand eine Orientierung, denn sie mussten ja das Gesamtkunstwerk von einem kleinen Malblock auf Wandgröße übertragen.

Die Malerfirma Colli/Senftner half mit guten Ratschlägen und sponserte den gesamten Malbedarf. Dann konnte es endlich losgehen. Die weiße Wand verschwand langsam unter einem blauen Himmel und einer strahlenden Sonne. Anne Stratmann erzählt strahlend: „Die Kinder waren mit Feuereifer dabei, denn sie alle haben etwas von ihrem Entwurf in dem großen Bild wiedergefunden!“

Wenn man das Bild genauer betrachtet, kann man die Jahreszeiten erkennen: Frühjahrsblumen unter einem blühenden Obstbaum, Sonnenblumen im Sommer, ein Riesenkürbis im Herbst und Schneeflocken im Winter und Tannenbäume mit Paketen darunter.

Das Wandbild ist natürlich die Hauptsache in dem Gemeinschaftsraum. Doch da der Raum auch gut genutzt werden soll, werden noch einige Dinge hinzukommen: Damit es nicht so hallt, nähen die Frauen aus dem Nähkurs der Zweiten Heimat Gardinen für das Fenster; die Sozialarbeiterin der Stadt, Kira Blömeke, hat einen Fördertopf gefunden, um einen Spielteppich zu kaufen; der Hausmeister hat sich auf die Suche nach Stühlen und einem Tisch gemacht und Regale sind auch schon gespendet worden.

Alles in allem: eine echte Gemeinschaftsarbeit, die allen Beteiligten viel Spaß gemacht hat und dem ehemals kahlem Aufenthaltsraum der Flüchtlingsunterkunft im wahrsten Sinne des Wortes einen neuen Anstrich gegeben hat.

Foto: privat