Warburg (red). Es war ein Abend voller kleiner Überraschungen im sehr gut besuchten KuFo-Keller.
Die einzige traurige Überraschung überbrachte Moderator Stephan Kalms gleich zu Beginn der Veranstaltung: Cornelius Hummel, der zusammen mit dem bekannten Pianisten Aeham Ahmad im Duo auftreten sollte, konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein.
Aber ganz im Sinne von "Connecting Cultures", so der Titel des Programms, sprangen kurzfristig befreundete Künstler ein, um dem begeisterten Publikum einen bunten Reigen von Musik, Poesie und auch ein interessantes Wohnprojekt aus Germete zu präsentieren.
So spielte Aeham Ahmad am E-Piano nicht nur einige seiner Solostücke, sondern wurde teilweise von Stephan Kalms an der metallenen Hapi und einer Udu, einem nigerianischen Instrument aus Ton, begleitet. Diese spannenden Kombinationen waren für die meisten Besucher eine bis dahin noch nie gehörte Neuheit. Informativ wurde es, als Helena Schaeffer, Mubashar Ashrif Sahi und Tahireh Setz auf die Bühne kamen und von ihrer interkulturellen Wohnsituation im Wohnhaus von Frau Schaeffer in Germete berichteten.
Mubashar Ashrif "Ali" Sahi kam 2015 als Flüchtling nach Deutschland und traf eher zufällig auf Frau Schaeffer. Er half in seiner Freizeit zuerst nur im Garten, dann bot Frau Schaeffer ihm eine Wohnung in ihrem Haus an. In seinem Heimatland Pakistan wäre Sahi auf Grund seiner familiären und politischen Zugehörigkeit in Gefahr, nun erlebt er in seiner Wohngemeinschaft in Germete ein neues Zugehörigkeitsgefühl und spricht von Familie. Mittlerweile wohnen sechs Personen aus unterschiedlichen Ländern und Religionen in dem Haus. Es hat zwar jeder Bewohner seine eigene abgeschlossene Wohnung, in so weit ist es nicht als übliche WG zu verstehen, aber gelebt wird das Miteinander als tolerante Gemeinschaft. Tahireh Setz, Poetry-Slammerin und selbst aus Germete stammend, hatte sich insbesondere aus diesem Grund für den Einzug in das Haus entschieden, als sie nach dem Studium in ihren Heimatort zurückkehrte. Sie sprach davon, dass dieses Modell des Zusammenlebens von jung und alt und verschiedener Kulturen ein "Exportschlager" aus Germete werden könnte. Dies konnte Stephan Kalms, der beruflich als Architekt arbeitet, bestätigen. Ihn erreichen zunehmend mehr Anfragen von älteren Menschen, die im fortgeschrittenen Rentenalter nicht alleine leben möchten und Alternativen zu Seniorenheimen suchen. Gerade auf dem Land, wo Wege zum Einkauf und Artztbesuche auf Grund der Entfernung beschwerlich sein können, funktionieren solche "Ersatzfamilien" mit unter sehr gut.
Im weiteren Programm trat Tahireh Setz mit einem eigens für den Abend geschriebenen Text auf, in welchem sie die Weltbevölkerung mit einem Orchester mit zu vielen Dirigenten verglich.
Eine weitere Überraschung bot dann auch Axel Garbelmann, Stand-Up-Impro-Poet aus Kassel. Garbelmann gelang es vorzüglich, ein Poem zu improvisieren, in welches er Begriffe mit Bezug zu Connecting Cultures einbinden musste. Die Begriffe hatte das Publikum vorher aufgeschrieben und Garbelmann zog die einzelnen Zettel während seines Vortrages. Begleitet wurde er dabei wieder von Aeham Ahmad. Dies war in der Form ebenfalls wieder eine Neuheit.
So war der Abend für alle Beteiligten spannend und begeisternd und wird in der ein oder anderen Form sicher nochmals im KuFo-Keller stattfinden.
Foto: Kulturforum Warburg e.V.