Borgentreich (red). Darüber freut sich die Löwenmama Susanne Saage besonders: Gleich drei Geschäfte in der Orgelstadt bieten die Möglichkeit, kleine Geschenke für krebskranke Kinder zu spenden. Diese Spiel- und Bastelsachen bringt sie in der Weihnachtszeit den Kindern direkt ins Krankenhaus. „Mittlerweile stehen bundesweit 60 Krankenhäuser auf meiner Besuchsliste,“ so die Löwenmama. „Der schönste Lohn ist für mich, in lachende Kinderaugen zu schauen.“ Ein Teil des Erlöses aus dem Konzert am zweiten Advent in der Bühner Kirche geht auch auf ihr Spendenkonto: „Dafür bin ich der Borgentreicher Bevölkerung sehr dankbar.“
Bereits im vorigen Jahr erklärte sich Diana Buthe spontan bereit, die „Aktion Löwenmama“ zu unterstützen. In ihrem Geschäft bietet sie auch in diesem Jahr die besonders bei Mädchen beliebten „Topmodel“-Artikel mit viel Glitzer an. „Mal- und Bastelbücher, Etuis und eine Fülle von Kleinartikeln haben wir vorrätig; auch für Jungs ist etwas dabei, natürlich ohne Bling-Bling,“ erzählt die rührige Geschäftsfrau in ihrem Geschäft für erlesene Wohnaccessoires. Das Besondere an der Aktion ist dies: Die Kunden kaufen im Laden das Geschenk zum normalen Preis und hinterlegen es dort. Helfer holen die gesammelten Artikel ab, in einer großen Sammelstelle verpacken sie die vielen Helfer zu hübschen Päckchen und stellen richtige Lieferpakete zusammen, die dann von Susanne Saage und ihrem Team ausgeliefert werden. „Inzwischen habe ich bundesweit 60 Krankenhäuser und Hospize auf meiner Liste,“ so die Löwenmama, „das reicht von Sylt im Norden bis München im Süden, von Aachen im Westen bis ins östliche Dresden.“ Beim Einpacken würden hin und wieder ganze Gruppen von Kommunionkindern mit ihrem Pfarrer helfen.
Mitten in der Bördestadt befindet sich das Textilgeschäft „Frau Alois Lotze“, in dem die „gute alte Zeit“ stehengeblieben scheint. Die heutige Inhaberin Monika Göke ließ sich ebenfalls von der Löwenmama-Idee begeistern, bietet sie doch Wolle und Stoffe an. „So etwas brauchen wir auf den Kinderstationen zum Basteln,“ ist Susanne Saage begeistert. „Es muss allerdings alles fabrikneu sein, gebrauchte Wolle darf ich aus hygienischen Gründen leider nicht annehmen.“ Richtige kuschelige Seelentröster sind die putzigen Sterntaler-Püppchen, die Monika Göke auch anbietet. „Es gibt so viele Kleinkinder im Krankenhaus,“ erzählt die Löwenmama von ihren vielen Besuchen, „deren Leid kann man schon mit einem solch knuffigen Figürchen etwas lindern.“
In der Deko-Galerie bei Resi Göke gibt es zwar keine Spielsachen, aber eine Fülle von schönen Kerzen. „Wenn ich in Kinder-Hospize fahren,“ berichtet Susanne Saage, „nehme ich immer Kerzen mit und zünde für jedes schwerstkranke Kind mit einem Gebet ein Licht der Hoffnung an.“ In der Deko-Galerie können die Kundinnen und Kunden eine oder mehrere Kerzen kaufen und zur Abholung hinterlegen.
Das Quartett an Borgentreicher Unterstützern macht Hartwig Meyer in seinem REWE-Markt komplett. „Als ich angefragt wurde zu helfen, war das selbstverständlich,“ denn er hatte schon von der Löwenmama aus Sommersell gehört. Einen speziellen Tisch im Supermarkt aufzubauen und mit Artikeln aus dem normalen Sortiment zu bestücken, sei kein Problem gewesen. Meyer: „Wir führen gerade in der Vorweihnachtszeit eine Fülle von kleineren Spielsachen für Mädchen und Jungs.“ Nach dem Kauf kann man die Artikel an der Schnellkasse wieder abgeben, wo sie bis zur Abholung gesammelt werden. „Und was an Heiligabend an Schoko-Nikoläusen noch übrig ist, findet bei den Kindern im Krankenhaus sicherlich dankbare Abnehmer,“ lässt der Unternehmer seine gute Seele durchblicken. Solche Geschenketische sind nicht nur in fast allen Städten des Kreises Höxter, sondern in der weiten Region zu finden. „Es könnten an die Hundert sein,“ vermutet die rührige Sommersellerin, die von vielen schon als richtiger „Weihnachtsengel“ tituliert wird.
Komplettiert wird die Spendenbereitschaft aus Borgentreich für die Aktion Löwenmama mit einem Benefizkonzert am zweiten Adventsonntag in der Bühner Pfarrkirche. Ein Teil der Kollekte nach dem Konzert stellen die drei Bühner Musikvereine der Löwenmama zur Verfügung.
„Begonnen hat das alles vor genau 20 Jahren,“ erinnert sich die heute 57-jährige Susanne Saage mit einem schweren Seufzer der Erinnerung. Ihr damals neunmonatiger Sohn Moritz erkrankte an Leukämie und musste über Weihnachten das Krankenbett hüten. „Da haben wir einfach das Weihnachtsfest für meine insgesamt drei Kinder, meinem Mann und mich ins Krankenhaus verlegen müssen.“ So entstand die Idee, den schwerkranken Kindern ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Und sie vergisst bis heute nicht die Geschwisterkinder: „Die können nichts für die schwere Krankheit des Bruders oder der Schwester, aber sie geraten verständlicherweise oft ins Hintertreffen.“ Aus den ersten Kontakten ins St. Ansgar-Krankenhaus Höxter und in die Göttinger Kinderklinik wurden immer mehr Häuser auf sie aufmerksam. „Auf den Stationen liegen Wunschzettel aus, auf denen mir die Kinder ihre Wünsche malen, aus Katalogfotos aufkleben oder aufschreiben,“ erklärt sie ihr System. Diese Wunschzettel werden ihr im Spätsommer zugeschickt und bei ganz speziellen Wünschen sucht sie das passende Geschäft aus. „Bis jetzt ist es mir gelungen, noch jeden materiellen Wunsch zu erfüllen.“ Ihr Sohn Moritz ist übrigens wieder gesund geworden und kümmert sich ebenfalls um die Auslieferung der Geschenke.
Der sympathischen, herzlichen und bewundernswerten Frau ist dieser Erfolg aber nicht zu Kopfe gestiegen. Wer eine „Charity-Lady“ erwartet, wird enttäuscht. Sie mag es nicht, wenn man sich bei ihr für ihr Engagement bedanken will. „Die Kinder sind wichtig,“ ist ihr Credo. Als ihr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im vorigen Jahr für eben dieses Engagement das Bundesverdienstkreuz verlieh, war ihr das regelrecht peinlich. Das sehen aber Hunderte Eltern schwerstkranker Kinder anders, die schon aus Susannes Hand eine kleine Freude erfahren durften.
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