Bellersen/Ottbergen (TKu). Auf einen Kaffee mit...Klaus Schmitz aus Brakel-Bellersen. Den gebürtigen Ottberger hat seine Heimat nie losgelassen. Seit 1982 wohnt der 66-Jährige in Bellersen. Aber auch wenn ihm seine Heimat gefällt, so sagt Schmitz: „Einmal Ottbergen, immer Ottbergen“. Sein halbes Leben lang ist Klaus Schmitz im Modellbau aktiv mit dem Schwerpunkt „Ottberger Bahnhof“. Er hat sich seit 1988 an vielen Ausstellungen beteiligt, darunter in Köln und Göttingen. Es begann am 03. Mai 1988 mit seiner ersten Ausstellung anlässlich einer Dampfloksonderfahrt der „41360“. Insbesondere hat er viele Ausstellungen unterstützt, die zugunsten der Deutschen Krebshilfe veranstaltet worden sind. Die Zusammenarbeit mit anderen Modellbauern war stets gut, so hat er auch die Ottberger Eisenbahnsiedlung „Klein Hamburg“ für die bekannte Modellanlage in Bad Driburg (von Karl Fischer) selbst gebaut. Klaus Schmitz verwendet nicht nur irgendwelche Bastelsets. Er baut alles von Grund auf selbst mit Gips, Holz oder Karton. Modellbaufirmen wie Kibri, Vollmer und MEHBU-Lasertechnik haben die markanten Gebäude des Ottberger Bahnhofes wie Lokschuppen, Lokleitung, Wasserturm, die Stellwerke und die Nethebrücke nach Amelunxen in ihr Programm aufgenommen, so dass es sie auch heute noch in Deutschland, Europa und auch weltweit zu kaufen gibt. Diese Modelle seien aber nicht ganz originalgetreu, wie Schmitz erklärt. Um sie richtig originalgetreu herzustellen müsse man sie von Grund auf selbst herstellen und genau das macht der gebürtige Ottberger.
Für die Bahnhofsinitiative der Kulturgemeinschaft Ottbergen e.V. hat er kürzlich die erweiterte Modellbahnanlage des Ottberger Bahnhofes für das Dorfentwicklungsmuseum Ottbergen fertig gestellt. Sie ist eine Dauerleihgabe für das kleine Museum am Bahnhof. Mit seinem Modellbau-Werk lässt Klaus Schmitz ein Stück Heimatgeschichte aus längst vergangenen Tagen wieder lebendig werden mit Gebäuden, die heute nicht mehr vorhanden sind. Das Kunstwerk im Maßstab 1:87 (H0) ermöglicht nicht nur für Bahnfans eine Zeitreise in die Bahnlandschaft von vor 1976. Das Bahnbetriebswerk, das Bahnhofsgebäude, die Bahnmeisterei oder aber auch der Ringlokschuppen sind jetzt im Dorfentwicklungsmuseum im Miniaturformat beheimatet. Das alles und noch viel mehr findet sich auf der Modellanlage von Klaus Schmitz wieder, die er in tausenden Stunden handgefertigt hat. Die Modellbauwelt beinhaltet auch kleine Menschen bei der Arbeit und unzählige weitere Einzelheiten. Klaus Schmitz habe damit ein bleibendes Denkmal für die Ortschaft Ottbergen gesetzt, sagt Dietmar Barkhausen von der Bahnhofsinitiative. Wer sich diese Ottberger Miniaturwunderwelt anschauen möchte, der kann dies wegen Corona derzeit nur in Absprache mit Dietmar Barkhausen oder Karin Hanewinkel-Hoppe von der Bahnhofsinitiative tun, erklärt Klaus Schmitz. Wenn es die Situation zulässt, können sich kleine Gruppen nach Terminabsprache unter der Telefonnummer 05275-611 oder 05275-1381 für das Dorfentwicklungsmuseum mit seinem „Modellbahnschatz“ zur Besichtigung anmelden.
Wer den Werdegang von Klaus Schmitz kennt, der weiß, warum er so Modellbau-begeistert für die Ottberger Eisenbahnwelt ist. Für unsere Online-Zeitung hat er seinen Lebensweg verraten: Klaus Schmitz kam am 17. Mai 1954 zusammen mit seinem Bruder Norbert im Krankenhaus in Höxter auf die Welt. Die Wohnung der beiden Brüder und dessen Eltern war über dem Lebensmittelgeschäft „Konsum“ in der Bahnhofstraße in Ottbergen, wo sein Vater als Ladenleiter eingesetzt war. „Autos oder Lastkraftwagen waren selten auf der Straße. Die Personen und Güter aller Art wurden überwiegend mit der Bahn befördert, und das fast ausschließlich mit Dampfloks“, erklärt der 66-Jährige. Im Alter von sieben Jahren wurde sein Interesse an den alten Lokomotiven geweckt. Oft verbrachte er seine Kinderzeit am Bahnbereich und sah dem Alltag der Bahnbediensteten zu. Die Erzgüterzüge, die mit Nachschub aus dem Harz kamen, seien immer ein Ereignis für den kleinen Jungen gewesen. Ab dem Alter von neun bis zehn Jahren wurde Klaus Schmitz von seinem Vater beauftragt, Fisch alle zwei bis drei Wochen mit einem Handwagen vom Bahnhof abzuholen. Hierzu musste er im noch alten Bahnhofsgebäude bei der Gepäckannahmestelle den Schlüssel vom Lastenaufzug holen, um den im Holzfass gelagerten Salzhering sowie den im Trockeneis im Weidenkorb verpackten Schollenfisch abzuholen. Fleischessen sei damals Freitags nicht erlaubt gewesen, so Schmitz. Dies ging etwa so bis er 13 bis 14 Jahre alt war. Neben dem Fischtransport aus Bremerhaven waren in den Jahren von 1960 bis 1970 auch immer große Truppenaufmärsche in Ottbergen und Umgebung aktiv. Die Soldaten und Panzer der Amerikaner und Briten wurden an der Verladerampe auf und abgeladen. Auch das habe Schmitz sehr geprägt. Nach Höxter fuhr er mit der Dampflok oder dem alten Schienenbus. Der Eilzug hielt nur am Bahnhof Corvey. Als Schüler habe er sich oft gestritten, wer auf der Diesellok „V100“ im Führerstand bis Höxter mitfahren durfte. So etwas klappte aber nur, wenn man den Lokführer gut kannte. Da Familie Schmitz den Konsum-Laden betrieben hat, habe Klaus Schmitz fast alle Eisenbahner gekannt, wie er erklärt. Ab 1970 durfte er als Jugendlicher keine „Führerstandsmitfahrten“ mehr machen. Lediglich auf der Dampflok „BR 44“ habe man im Rangierbetrieb schon mal mitfahren dürfen. 1982 verschlug es Klaus Schmitz dann nach Bellersen mit seiner Frau. Die Ottberger Bahn ließ Klaus Schmitz aber zu keiner Zeit los, so dass er wenige Jahre später in den Modellbau eingestiegen und bis heute begeisterter Modellbaufan geblieben ist.
Fotos: Thomas Kube