Borgenteich (r). 2. Adventssonntag: seit einem Vierteljahrhundert erfreuen die drei Bühner Musikvereine, darunter der Gesangverein „Concordia“ Bühne, in der vollbesetzten Pfarrkirche die Besucher mit weihnachtlichen Weisen. Der Erlös einer meist respektablen Kollekte kommt sozialen Zwecken zu Gute. Doch dieses Jahr ist alles anders. Coronabedingt bleibt es in der Pfarrkirche St. Vitus des Alsterdorfes still, kein „Stille Nacht“, kein Glühwein nach dem Konzert. Von einem kleinen, gemütlichen Nikolausmarkt ganz zu schweigen. Wirklich schwere Zeiten für Gesang- und andere Vereine.
Seit Februar finden keine Chorproben mehr statt, das gesellige Bier nach der Probe fällt aus, der beliebte Tagesausflug – schon komplett organisiert – musste abgesagt werden. „Wir müssen was tun, wir müssen Kontakt halten zu unseren Sängerinnen und Sängern,“ entschied Werner Hengst, 1. Vorsitzender der Concordia. Seine Frau Birgit, Schriftführerin im Vorstand, hatte die Idee. In diesen Tagen erhielten alle Aktiven einen bunten Nikolausstiefel, prall gefüllt mit Süßigkeiten, und einem netten Weihnachtsgruß persönlich überbracht. „Mit erforderlichem Abstand und Maske,“ berichten die beiden. „Eine besinnliche Weihnacht, ein Nachdenken über Vergangenes, ein wenig Glaube an das Morgen und Hoffnung für das neue Jahr 2021,“ heißt es im persönlichen Gruß an alle. Auch Chorleiter Günter Hanke war begeistert: „Eine tolle Aktion! Zeigt sie doch allen, dass sie trotz fehlender Übungsabenden nicht vergessen sind.“
Wie wichtig soziale Kontakte in der derzeitigen Situation sind, zeigt sich in vielfältiger Weise. In der Pandemie merken viele Menschen, welche integrative Kraft in den Vereinen steckt. Und das nicht nur in Gesangvereinen, sondern auch in Sport-, Wander- oder Schützenvereinen. Erfüllen doch Vereine, neben ihrem eigentlichen Zweck, z.B. dem Gesang, für die Mitglieder vielfältige Beziehungen, Kraft und Rückhalt in unserer Gesellschaft. Wer jemals als Zugezogener am neuen Ort „ankommen“ will, schließt sich am besten einem Verein an. Hier wird man meistens vorurteilslos angenommen.
„Sehr schade ist es natürlich,“ so Concordia-Chef Werner Hengst, „dass wir in diesem Jahr mit unserer Spende nichts Gutes tun können.“ Im vorigen Jahr erhielten den Erlös der Konzert-Kollekte die „Löwenmama“ Susanne Saage, die damit Kindern im Krankenhaus eine Freude bringt, und die Aktion „Letzte Wünsche-Wagen“ des Arbeiter-Samariter-Bundes Münster, die todkranken Menschen ihren letzten Wunsch eines Ausfluges ermöglichen. „Wir hoffen alle, irgendwann nächstes Jahr wieder gemeinsam singen zu können.“
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