Warburg (red). Seit vergangenen Dienstag haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit einen Blick auf die Holsterburg-Ruine zu werfen. Zu den Gästen der Feierlichkeit gehörte natürlich auch Bürgermeister Michael Stickeln, der sich freute – trotz der Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen – immerhin im kleinen Rahmen diese Eröffnungsveranstaltung durchführen zu können.
„Und wenn auch nicht persönlich anwesend, weiß ich doch von vielen Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt, dass sie es, genau wie ich, mit Stolz und Freude sehen, wenn am heutigen Tage die Holsterburg eingeweiht und somit zumindest künftig für alle Interessierten erlebbar wird. Stellt doch die gesamte, nunmehr hergestellte Anlage nach Abschluss aller umfangreichen Arbeiten eine wirkliche Bereicherung für Warburg und die gesamte Region dar“, so der Bürgermeister. Die gesamte Rede von Bürgermeister Stickeln ist nachfolgend zu lesen:
Vor 10 Jahren war diese bemerkenswerte Entwicklung allenfalls zu erahnen. Als man sich nämlich damals zwischen Warburg und Calenberg erstmals einer dort vermuteten Motte, also einer Erdhügelburg, näherte und in Augenschein nahm, da vermutete man nicht wirklich, dort etwas Spektakuläres zu entdecken. Doch schon die da zu Tage tretenden Gesteinsbrocken weckten recht schnell das Interesse der Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen Lippe in Münster. Der Anlass für detailliertere Forschungsgrabungen war also gegeben und im Zuge der daraufhin alsbald aufgenommenen Arbeiten offenbarte sich dann nach und nach, dass es sich an eben dieser Stelle nicht nur um ein größeres, zusammenhängendes Konstrukt handeln musste, sondern dass sogar ein regelrechter altertümlicher Schatz unter der Erde verborgen lag: Eine oktogonale Burganlage aus dem 12. Jahrhundert wurde in siebenjähriger, höchst sorgfältiger und akribischer Grabungs- und Forschungsarbeit unter Leitung von Herrn Dr. Hans-Werner Peine sowie Herrn Kim Wegener Stück für Stück freigelegt.
Für den langen Zeitraum erstaunlich gut erhalten und so weit im europäischen Norden niemals erwartet. Die Begeisterung der Experten, an dieser Stelle so völlig unvermittelt auf einen derartigen Fund gestoßen zu sein, kannte demnach im wörtlichen wie übertragenem Sinne fast keine Grenzen und offenbarte daher auch den Laien den immensen Wert dieses Bauwerks.
Dieser Bewertung schloss sich nahezu folgerichtig auch der Rat der Hansestadt Warburg in seiner Sitzung im Mai 2018 an, in der man auf meinen Vorschlag einstimmig beschloss, dieses historische Juwel unbedingt der Nachwelt erhalten und – nicht zuletzt auch unter touristischen Aspekten - so weit wie möglich erlebbar und zugänglich machen zu wollen. Das Ergebnis der Umfeldarbeiten nach den Planungen des Ingenieursbüros von Herrn Frank Laudage mit Aussichtsplattformen, Infotafeln und Ruhebänken kann sich, wie ich finde, nun wahrlich sehen lassen. Fügt sich doch das gesamte Areal rund um die Holsterburg gekonnt und harmonisch in seine Umgebung ein. Für die notwendige und überaus sensible Konservierung des empfindlichen Mauerwerks trugen die Fachleute des Karlsruher Büros für bautechnische Gesamtplanung des Herrn Prof. Dr. Erwin Schwing Sorge. Schon an dieser Stelle möchte ich allen, die sich im vergangenen Jahrzehnt so überaus engagiert, kompetent und sachkundig - in welcher Funktion auch immer - um die Holsterburg „gekümmert“ und somit zu dem großartigen Ergebnis ihren unverzichtbaren Teil beigetragen haben, meine ausdrückliche Anerkennung aussprechen.
Erwähnen möchte ich hier neben der LWL-Archäologie und dem bereits genannten Büro von Prof. Dr. Schwing sowie dem Planungsbüro Laudage ausdrücklich noch die Baufirma Nolte aus Warburg, die Firma BFI-Stahlbau aus Warburg, die Firma Schmidt Holzbau aus Warburg sowie die Firma Bau-Sanierungstechnik aus Gernsheim. Ein ganz herzliches Dankeschön gilt der Familie Rasche aus Calenberg.
Familie Rasche als ehemalige Grundstückseigentümerin hat sich von Beginn an überaus kooperativ gezeigt und dem LWL uneingeschränkt Zutritt gewährt und bei seinen Grabungsarbeiten damit maßgeblich unterstützt. Wir als Stadt sind der Familie sehr dankbar, dass wir dieses Grundstück erwerben und damit dauerhaft der Stadt und ihren Bürgerinnen und Bürgern und damit der gesamten Öffentlichkeit erhalten können. Ein herzliches Dankeschön gilt ebenfalls der lokalen wie auch der überregionalen Presse und den Medien, die mit ihren Berichterstattungen der Holsterburg die verdiente öffentliche Aufmerksamkeit geschaffen haben. Ein so ambitioniertes Vorhaben kostet natürlich Geld – sehr gut investiertes Geld wie ich finde und wie sich sicherlich auch nachhaltig herausstellen wird.
Insgesamt sind Gesamtkosten von 450.000 Euro entstanden. Rund 212.000 Euro für die Erhaltung und Sicherung des historischen Mauerwerks und noch einmal rund 238.000 Euro für Umfeldarbeiten und die Außengestaltung. Dankenswerterweise hat sich die LWL-Denkmalpflege mit 40.000 Euro, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit 50.000 Euro und das Denkmalschutz-Sonderprogramm VII der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien mit 92.000 Euro an der Realisierung beteiligt. Bei Letzterem erfolgte die Bearbeitung des Förderantrags durch das Derzernat 35 der Bezirksregierung Detmold und an dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich für die sehr gute und unbürokratische Zusammenarbeit bedanken. Ein herzliches Dankeschön gilt auch unserem heimischen Bundestagsabgeordneten Christian Haase, der sich auf meine Bitte hin persönlich hier ebenfalls mit eingeschaltet hat. Nach Abzug der Fördermittel verbleibt mithin ein Eigenanteil der Hansestadt Warburg von 268.000 Euro – wie bereits gesagt: sehr gut und nachhaltig investiertes Geld.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit der überaus gelungenen Restaurierung der freigelegten Ruine der mittelalterlichen Holsterburg haben wir zugleich ein Stück der Geschichte unserer alten Hansestadt freigelegt und damit sichtbar werden lassen. Denn schon immer erzählen alte Gemäuer uns ja, wie es früher war. Sie zeigen, wie Menschen weit vor dem hier und jetzt gelebt und gearbeitet haben; sie führen vor, welchen Geschmack und welche Vorlieben unsere Vorfahren hatten; sie demonstrieren, wie sie repräsentierten oder aber sich verteidigten. Archäologische Denkmale wie die Holsterburg sprechen zu uns, wenn wir uns auf sie einlassen.
Folgen wir ihren Spuren, können wir die Entwicklung eines Orts nachvollziehen. Baudenkmale legen Zeugnis ab vom Reichtum einer Gemeinde; sie veranschaulichen, wie tiefgreifend sich die Zeiten gewandelt haben. An und in ihnen wird Geschichte greifbar. Nun kann man natürlich fragen, was wir mit dem Wissen über die Vergangenheit sollen. Hilft es uns weiter, hat es einen Bezug zur Gegenwart oder sollten wir die Geschichte nicht einfach Geschichte sein lassen? In unserer schnelllebigen Zeit, in der vielfach nur das gilt, was jung und modern ist, mag die Beschäftigung mit dem, was bereits ein paar Jahrzehnte oder sogar – wie im Fall der Holsterburg – einige Jahrhunderte zurückliegt, auf manche wie ein Anachronismus wirken. Doch die Vergangenheit ist ein Teil von uns.
Die Gegenwart, in der wir leben, ist nichts, was frei im Raum schwebt, losgelöst von allem, was vorher war. Die Gegenwart wird vielmehr von dem, was früher geschehen ist, geprägt. Mittelalterliche Relikte wie die Holsterburg verdeutlichen dies auf anschauliche Art und Weise. Sie zeigen uns die kulturellen Güter der Vergangenheit und verpflichten uns zugleich zu deren Bewahrung. Die in den vergangenen zehn Jahren mit viel Sachverstand und jeder Menge Herzblut und Liebe zum Detail restaurierte Holsterburg stellt heute ein echtes Schmuckstück, ein archielogisches Juwel, einen wichtigen Teil unserer reichhaltigen Stadtgeschichte und einen touristischen Anziehungspunkt dar.
Ich bin wirklich außerordentlich froh darüber, mit Ihnen gemeinsam heute diesen für unsere vergangene und auch zukünftige Stadtgeschichte durchaus ganz besonderen Tag begehen und die Holsterburg der Öffentlichkeit übergeben zu dürfen. Für uns als Stadt ist die Holsterburg Anspruch und Verpflichtung zugleich, die Qualität der heutigen Präsentation und Erlebbarmachung dauerhaft sicherzustellen. Möge sie daher lange so gut erhalten bleiben und von vielen Menschen aus nah und fern oft und gerne aufgesucht werden.
Fotos: Hubert Rösel