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Freitag, 29. November 2024 Mediadaten
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Die Akteure der Info- und Fachtagung im Wald-Infozentrum Hammerhof (v.l.). Dr. Winfried Michels, Ju00f6rg von der Reidt, Martina Varchmin, Rudolf Mu00f6nikes, Karolina Rupik und Podiumsmoderator Wolfgang Laudage.

Scherfede (red). Dass es in Amerika überhaupt keine Bienen gibt und dass die einzigen Verwandten unserer Honigbringer in Afrika beheimatet sind, waren nur zwei Erkenntnisse der öffentlichen Info- und Fachtagung des Imkervereins Scherfede und Umgebung e.V. im Waldinfo-Zentrum Hammerhof in Scherfede. Vereinsvorsitzender Dr. Winfried Michels konnte im Auditorium des Zentrums nicht nur ein sachlich fundiertes Publikum, sondern auch ein außergewöhnlich volles Haus willkommen heißen. War die Fragestellung der Veranstaltung „Wildbiene vs. Honigbiene – Konkurrenz oder Koexistenz!?!“, stellte sich als Fazit der Tagung heraus, dass beide Spezies das gleiche Problem haben: Sie kämpfen ums Überleben. Martina Varchmin, Diplom-Biologin mit heimischen Wurzeln und Beauftragte des Umweltamtes Bielefeld als Beraterin für Hautflügler, spannte in ihrem thematischen Einführungsvortrag einen weiten Bogen und erläuterte, dass es weltweit neun Arten von Honigbienen gebe, davon acht allein in Asien. Honigbienen in der Obhut von Imkern gelten teils als „domestiziert“, teils als „wild“. Von der Spezies Wildbienen sind derzeit noch 560 Arten in Deutschland bekannt. Was die Imkerei in Deutschland betrifft, zeichnete die Expertin, die selbst als Hobbyimkerin tätig ist, ein durchaus positives Bild. Nach einer Hochzeit Mitte bis Ende der 90er Jahre und einem extremen Niedergang zwischen 2005 und 2013, versorgten heute wieder rund 1,3 Millionen Imker insgesamt fast 900.000 Bienenvölker. Natürlich, so die Bielefelder Bienenexpertin, trete bei sich verringernden Ressourcen auch zwischen Wild- und Honigbienen schon einmal Konkurrenz ums vorhandene Futter auf. Derartige Situationen seien bei Bienen aber nicht ungewöhnlich, sondern die Regel.
Dabei seien die Möglichkeiten der Nahrungsbeschaffung von Wild- und Honigbienen durchaus unterschiedlich. Belauf sich das Sammelarsenal eines Honigbienenvolkes auf einen Flugradius von durchschnittlich 3,5 Kilometern, so sei für die Wildbienen eine Flugdistanz von 200 bis 300 Metern das äußerste der Möglichkeiten. „Ein großes Kornfeld“, so Martina Varchmin, „bedeutet für eine Wildbiene ein unüberwindliches Hindernis“. Überdies seien die Geschmäcker durchaus unterschiedlich. Wenn allerdings das Nahrungsangebot weiterhin stetig zurückgehe, werde der Kampf ums Überleben für beide Bienenarten existenziell. Wenig Hoffnung auf kurzfristige Veränderung sahen auch die Experten des vom Scherfeder Journalisten Wolfgang Laudage moderierten Podiumsgesprächs. Jörg von der Reidt, Diplom-Ingenieur für Landschaftsarchitektur und Umweltplanung aus Aerzen bei Hameln, sieht kaum Möglichkeiten, seine Klientel bei der täglichen Gartengestaltung von den Belangen und Bedürfnissen der heimischen Bienen zu überzeugen. Der uniformierte Garten sei nach wie vor das angestrebte Ziel seiner Kundschaft. Der Wildbienenexperte aus Niedersachsen propagiert das System der kleinen Schritte, um eine lebenserforderliche Spezies zu erhalten. Er selbst sorgt natürlich für eine artgerechte Bepflanzung seines Gartens. „In einer uniformierten Landschaft“, so machte Karolina Rupik, Doktorantin zum Thema „Ökologie der Wildbienen“ an der Uni Bielefeld, deutlich, „werden allein rund 50 Prozent des vorhandenen Bodens von der Landwirtschaft genutzt“. Lediglich acht Prozent der Fläche stünden für Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielfalt zur Verfügung. „Auch die so schön blühenden Feldränder, die die Landwirte so stolz daher zeigen“, so Jörg von der Reidt, „sind als Nahrung für unsere Bienen absolut ungeeignet“. Der Bienenexperte plädierte die Ausbringung von Blumensorten, deren Samen zwar vielleicht etwas teurer seien, aber den Bienen dafür das Überleben sichere. Und wenn man einmal die Verfügbarkeit der vorhandenen Biomasse misst, so sind in der Landwirtschaft zwischenzeitlich rund 50 Prozent auf Nimmerwiedersehn verschwunden, selbst in den heimischen Wäldern hat sich das Futter für die Wildbienen um mehr als 40 Prozent verringert. Ein wenig Hoffnung verbreitete Rudolf Mönikes aus Brakel, Initiator und Betreiber des Projekts Annenbiene der Nethestadt. „Wir haben“, so Mönikes, „von einem Bauern 6.000 Quadratmeter Ackerfläche gepachtet, diese parzelliert und dafür unter den Brakeler Bürgern Patenschaften eingeworben“. Im kommenden Frühjahr soll das dann eine bunte artgerechte Blumenwiese werden, auf der es – wie vor vielen Jahren – lustig und munter brummt und summt. Die Patenschaften sind bereits jetzt überzeichnet und es besteht durchaus Hoffnung auf Erweiterung. Und so konnte auch Vereinsvorsitzender Dr. Winfried Michels die Zukunftsaussichten seiner Bienen nur mit Hoffnung sehen. Seine Bienenvölker, die er im letzten Blühsommer im neuen Bienenwagen am Hammerhof „geparkt“ hatte, musste er trotz der extra angelegten Blumenwiese wieder nach Hause holen. „Sie wären sonst verhungert“, so der Hobbyimker aus Scherfede. Die Teilnehmer der äußerst lebhaften Publikumsdiskussion wollen aber dennoch ihre Hoffnung auf den Fortbestand der Bienen jedweder Spezies nicht aufgeben. „Auch kleine Schritte“, so die Diskutanten, „helfen unseren Bienen und nicht nur denen“. Hoffnung setzten die Bienenfreunde auf eine Veränderung der Methoden bei der Pestizid- und Unkrautbekämpfung in der Landwirtschaft. Nur hier sei durch eine grundlegende Veränderung des Einsatzes eine nachhaltige Besserung der Situation zu erreichen. „Eine Biene fliegt 60.000 Kilometer, um ein Kilo Honig zu erzeugen“, so Vereinsvorsitzender Michels. Da bringe der Blumengarten seines Nachbarn übers Jahr gesehen vielleicht einen Teelöffel voll. Aber das sei doch noch besser als gar nichts.
 

 

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