Herlinghausen (red). Ortsheimatpfleger Rainer Herwig hat für Herlinghausen ein Ortswappen geschaffen. Bereits Ende Juli konnte es offiziell an den Ortsvorsteher und die Vertreter der örtlichen Vereine übergeben werden. Alle Dorfbewohner, Vereine und Gruppen können das Wappen nutzen, um damit ihre Verbundenheit zu Herlinghausen darzustellen und zu zeigen. „Das Dorf kann nun seine historisch gewachsene Identität mit dem Wappen zum Ausdruck bringen“, erklärt Rainer Herwig. „Es ist kein Hoheitszeichen, sondern ein Zeichen zur Identifikation und örtlichen Selbstdarstellung und zeigt alles, was unseren Ort ausmacht“, ergänzt der Ortsheimatpfleger, der seit 2015 in diesem Ehrenamt für sein Dorf tätig ist. Die Wappenbeschreibung (Blasionierung) zum Ortswappen lautet: »Ein über einem gekürzten roten Winkelschildfuß, darin eine mit einer Lutherrose belegte golden-bordierte blaue Scheibe, blau-silbern gespalten, vorn über einem räderlosen, goldenen Pflug mit zwei mit den Spitzen nach unten schräg gekreuzten, goldenen Sensenblättern, hinten ein Kirchturm.“ Dazu ergänzt Rainer Herwig: „Die Hintergrundfarben Blau und Weiß (weiß für silber), stehen für die Zugehörigkeit zur Hansestadt Warburg. Die Lutherrose auf roten Grund im unteren Teil steht für die bis heute andauernde, unter hessischem Einfluß entstandene, evangelische Grundprägung des Dorfes im vorwiegend katholischen Warburger Land.“ Luther selbst beschrieb das Symbol unter anderem wie folgt: „Solche Rose stehet im himmelfarben Felde, daß solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlische Freude ... und in solch Feld einen goldenen Ring, daß solch Seligkeit im Himmel ewig währet und kein Ende hat…“ Die Symbole der nach innen gekreuzten Sensenblätter und des räderlosen Pfluges stehen für die über 1000-jährige Ackerbauernwirtschaft des Ortes. Die uralte Ortskirche im Wappen steht für den mehr als 1150 Jahre alten Ort und wurde schon oft zur Ortserkennung verwandt. Rainer Herwig hatte sich vor Jahren intensiv mit der wechselvollen Geschichte des Ortes, aber auch mit aktuellen Themen beschäftigt. Daraus war in 2015 die Festschrift zum 350-jährigen Jubiläum der Herlinghäuser Schützen entstanden und im vergangenen Jahr das Buch „1150 Jahre Herlinghausen – Mein Dorf“. Nachdem die Arbeit am Buch abgeschlossen war, fand der Oberstabsfeldwebel außer Dienst die Zeit, sich mit dem Wappen zu befassen. Zunächst einmal informierte er sich gründlich, was bei einem Wappen erlaubt ist und Symbolik überhaupt möglich und aussagekräftig ist. Seine Idee und die erste Zeichnung stellte er dem Ortsbeirat vor. Dieser billigte den Vorschlag und die Hansestadt Warburg genehmigte den Antrag des Ortsheimatpflegers zur Stiftung eines eigenen Ortswappens für Herlinghausen. Zwei weitere Entwürfe wurden dann in der ½-jährlich erscheinenden Dorfbroschüre und in zwei geschlossenen Gruppen der sozialen Netzwerke den Herlinghäusern vorgestellt und um ihre Beurteilung und Stellungnahme gebeten. Diese Entwürfe, die als einziges Symbol die Kirche auf blauem Grund zeigten, fielen durch. Sie seien zu »kirchenlastig« wurde gesagt, Herlinghausen habe doch auch noch andere Seiten, hieß es. So kamen die Symbole zur Landwirtschaft und der evangelischen Grundprägung dazu. Wissenschaftlich-fachmännischen Rat holte sich Herwig beim Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften „Deutscher Herold“ in Berlin. Dort fiel der erste eingereichte Entwurf zunächst wiederum durch. „Gebäude dürfen nur zweidimensional dargestellt sein, dabei bleiben natürliche Größenverhältnisse außer Betracht. Die Kirche darf also genau so groß sein, wie die Sensen oder anderen Figuren im Schild. Alle verwendeten Symbole müssen aus größerer Entfernung erkennbar sein. Die Einhaltung der heraldischen Farbregel ist zu beachten, usw.“, berichtet der Ortsheimatpfleger von Details, die er bei ersten Entwürfen nicht beachtet hatte. Am Ende des Prozesses waren insgesamt 18 Entwürfe angefertigt, wieder verworfen oder geändert worden, um das Dorfwappen für Herlinghausen zur Endform zu gestalten und zu beschreiben. Inzwischen wurde das Wappen auch in die Deutsche Ortswappenrolle eingetragen, berichtet Rainer Herwig, und zeigt stolz den ausgestellten Wappenbrief, der den Stifter, das Wappenbild und die Festlegung dokumentiert, wer das Führungsrecht an diesem Wappen hat. Wörtlich heißt es darin: „Der Herolds-Ausschuss für die Deutsche Wappenrolle bekundet mit diesem Wappenbrief: Auf Antrag des Ortsheimatpflegers von Herlinghausen Rainer Herwig ist am 25. August 2019 nach Prüfung in heraldischer und wappenrechtlicher Hinsicht in die Deutsche Ortswappenrolle unter Nummer 76 N.W. folgendes Wappen für den zur Hansestadt Warburg, Kreis Höxter gehörenden Ortsteil Herlinghausen eingetragen worden ....Zur Führung des Wappens sind durch Festlegung des Stifters alle natürlichen und juristischen Personen des Ortsteils berechtigt, deren Aktivitäten gemeinnützig bzw. mit der Pflege und Bewahrung der örtlichen Traditionen verbunden sind....Jede darüber hinaus gehende Nutzung bedarf der Genehmigung des Stifters bzw. dessen Rechtsnachfolgers.“ Zur Finanzierung erklärt der Herlinghäuser: „Ein Heimatscheck des Landes Nordrhein-Westfalen aus dem Förderprogramm zur Heimatförderung hat es überhaupt erst möglich gemacht, ein Vorhaben wie dieses zu realisieren. Mit dem damit genehmigten Geldmitteln konnte ich letztlich auch alle zahlreichen, finanziellen Anforderungen begleichen und so das Gelingen des Projektes ermöglichen.“ Inzwischen hängt an der Außenwand der Herlingihalle ein großer Wappenschild aus Edelstahl, der durch die Firma WIB-Blechexperten aus Warburg angefertigt und kostenlos durch die Autolackiererei Kramer coloriert wurde, sowie ein farbiges Großwappen innerhalb der Herlingihalle. „Zudem sind an zehn historischen Gebäuden und Plätzen des Ortes, sozusagen als Erstausstattung, Erläuterungstafeln mit Ortswappen angebracht worden. Bei einem Rundgang im Dorf kann sich der Besucher oder auch der Einheimische über deren Vergangenheit informieren. „Sie sollen sich später einmal in eine geplante touristische Auswertung des Dorfes einfügen“, meint Rainer Herwig, der mit seiner Familie vor 30 Jahren nach Herlinghausen zog und dort heimisch geworden ist.