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Freitag, 27. Dezember 2024 Mediadaten
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Eichen werfen ihre unreifen Fru00fcchte ab, wenn ihnen durch Hitze und Trockenheit die Kraft ausgeht.

Bundesland NRW (r). Schon ein erster Blick auf die Zahlen zeigt, dass dieser Sommer alles andere als normal ist. Durchschnittlich 31 Mal brennt es in den Wäldern Nordrhein-Westfalens pro Jahr - so die offizielle Waldbrandstatistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. In diesem Jahr hat es bereits über 130 Mal gebrannt. Das ergab eine aktuelle Abfrage bei den Regionalforstämtern von Wald und Holz NRW. Und der Sommer ist noch nicht vorbei! Waldbrände betreffen immer nur einzelne Wälder; unter der Trockenheit leiden aber alle Wälder in NRW. Besonders extrem war der Juli. Statt der sonst für den Monat üblichen 82 Millimeter hat es nur 25 Millimeter geregnet. Seit Februar fehlen den Wäldern in NRW 43 Prozent der Niederschläge.

Andreas Wiebe, Leiter von Wald und Holz NRW: „Die Regenfälle und die moderateren Temperaturen der letzten Tage helfen dem Wald nicht weiter. Wir brauchen jetzt für mehrere Wochen einen leichten Landregen.“ Viele Forstkulturen sind vertrocknet und abgestorben. Eichen werfen ihre Früchte ab, weil ihnen die Kraft fehlt, die Samen bis zur Reife zu bringen. Ein großer Teil der Waldbäume hat das Wachstum eingestellt und versucht jetzt im Sparmodus zu überleben.

Andreas Wiebe: "Der Klimawandel ist für uns Forstleute eine gewaltige Herausforderung, die uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten vor große und völlig neue Aufgaben stellt. Es gibt keine Erfahrungswerte für die Rettung von Wäldern im Klimawandel."

Waldbäume sind zwar robust und können das eine oder andere Wetterextrem verkraften. Aber wenn die Extreme zur Normalität werden, wird es schwierig. Bäume wachsen sehr langsam und werden sehr alt. Im Wald dauert es Jahrtausende, bis sich die Bäume in einem natürlichen Prozess über viele Generationswechsel langsam an veränderte Klimaverhältnisse anpassen. Der Wandel geht aber viel schneller als die Wälder hinterherkommen.

Weil der Klimawandel Försterinnen und Förster schon länger beschäftigt, hat Wald und Holz NRW schon vor vielen Jahren begonnen, Konzepte für den Waldbau im Klimawandel zu entwickeln. Andreas Wiebe: „In mehreren Forschungsprojekten wollen wir herausfinden, ob Eichen und andere Bäume aus dem Mittelmeerraum mit dem sich ändernden Klima bei uns besser zurechtkommen. Wir experimentieren auch mit Baumarten wie Esskastanie, Mammutbaum, Weißtanne, Douglasie und zahlreichen weiteren Baumarten. Das ganze sehr vorsichtig und behutsam und immer nur als Mischung mit unseren bisherigen Waldbaumarten. Vielfalt ist das beste Rezept für den Waldbau im Klimawandel.“

Die Wälder des Landes entwickeln die Forstleute von Wald und Holz NRW bereits zu klimastabilen Mischwäldern. Aber die meisten Wälder in NRW gehören 150.000 Privatpersonen, die sehr oft nur sehr kleine Waldparzellen besitzen. Andreas Wiebe: „NRW ist Privatwaldland. Von den zahlreichen Privatwaldbesitzerinnen und Privatwaldbesitzern hängt es ganz entscheidend ab, wie unsere Wälder den Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten überstehen. Wir wissen, dass es in NRW Regionen und spezielle Bodenverhältnisse gibt, in denen unsere wichtigste Wirtschaftsbaumart, die Fichte, keine Chance haben wird im Klimawandel zu bestehen. Die Aufgabe unserer Försterinnen und Förster ist es, mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer klug zu beraten. Einfache Patentlösungen gibt es nicht. Ob nun Weißtannen, Douglasien oder ganz andere Baumarten die Fichten ersetzen können, oder ob an einem speziellen Standort die Fichte sogar eine Zukunft hat, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Unsere Forstleute helfen den Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, die richtigen Entscheidungen für den Waldbau im Klimawandel zu treffen."

Dieser Trockensommer 2018 Sommer gibt uns einen Vorgeschmack auf die Aufgaben die vor uns liegen. Wenn wir die Wälder für die kommenden Generationen sichern wollen, brauchen wir eine breite Unterstützung der Gesellschaft, denn mit ‚business as usual‘ sind die Herausforderungen des Klimawandels nicht zu meistern.

Schwerpunkte der Trockenheit in NRW
Von der Trockenheit sind der Niederrhein, das Münsterland und Teile des angrenzenden Ruhrgebiets besonders betroffen. Vor allem auf sandigen Böden mit geringem Wasserspeichervermögen sind die die Auswirkungen der Trockenheit deutlich sichtbar.

Auswirkungen der Trockenheit auf die Waldbäume
Waldbäume sind widerstandsfähig und haben je nach Alter schon einige Trockenperioden überstanden. Durch die extreme Hitze und Trockenheit der vergangenen Woche stehen alle Waldbäume unter hohem Stress. Unter Stress stellen sie das Wachstum ein oder reduzieren es. Als Schutz vor zu viel Wasserverlust werfen sie Blätter und Früchte ab. Sie sterben dadurch in der Regel nicht und treiben im nächsten Jahr wieder aus. Das Jahr 2018 wird man später im Holz als sehr dünnen Jahrring erkennen. Wald und Holz NRW geht davon aus, dass der Zuwachs der Bäume im Land in diesem Jahr um 40 Prozent geringer ausfällt, als üblich.

Bäume die durch die Trockenheit sterben
Besonders Bäume, die an Waldrändern stehen oder durch Orkanschäden im Wald plötzlich freistehen, sind anfällig für Trockenheitsschäden. Ihnen fehlt das gewohnte, kühlere und feuchtere Klima im Waldinneren. Nach ersten Schätzungen geht Wald und Holz NRW davon aus, dass bisher in NRW 200.000 große Waldbäume durch die extreme Trockenperiode abgestorben sind. Ungefähr weitere 500.000 Bäume werden absterben, weil Krankheiten, Pilze und Schadinsekten die gestressten und geschwächten Bäume leicht befallen können.

Forstkulturen (Pflanzungen von neuem Wald)
In NRW wachsen auf einer Fläche von ungefähr 10.000 Fußballfeldern 30 Millionen junge Bäume in Forstkulturen zu neuem Wald heran. Die jungen Bäume sind besonders durch Trockenheit gefährdet, da ihre Wurzeln noch nicht in tiefere Bodenschichten reichen, in denen sich das Wasser länger hält. In allen Forstkulturen sind Schäden durch die Trockenheit sichtbar. In einigen Kulturen sind Totalverluste zu beklagen. Wie groß die Verluste in den Kulturen sind werden, lässt sich erst im nächsten Jahr beurteilen. Einige Pflanzen haben jetzt die Blätter abgeworfen, treiben aber im nächsten Jahr wieder neu aus.

Zahl der Waldbrände
In den letzten 8 Wochen haben die Forstleute in NRW fast 130 Waldbrände registriert. Die tatsächliche Zahl kann höher liegen, da bei kleinen Bränden die Försterinnen und Förster nicht immer informiert werden. Die Zahl der Waldbrände ist in diesem Jahr ungewöhnlich hoch. In den vergangenen Jahren brannte es nur 31 Mal pro Jahr.

Wo es in NRW gebrannt hat
Am häufigsten hat es am Niederrhein gebrannt. Auffällig war bisher, dass dort wo hohes Besucheraufkommen im Wald war auch die meisten Waldbrände verzeichnet wurden. Gleichzeitig sind Waldbesucher die schnellsten und effektivsten ‚Brandmelder‘.

Umfang der Waldbrände
Alle Waldbrände sind kleinräumig geblieben. Der spektakulärste war mit circa 10.000 Quadratmeter am Niederrhein in Straelen an der holländischen Grenze. Dort hat ein holländischer Militärhubschrauber bei den Löscharbeiten geholfen. Mit einer großen Holzerntemaschine, einem Harvester wurde eine Schneise in den Wald geschlagen um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern. In wenigen hundert Meter Entfernung war ein Tanklager und eine Pipeline. Die meisten Brände beschränkten sich auf wenige 100 Quadratmeter bis um die 1.000 Quadratmeter. Die Brände waren alle Bodenfeuer, die nicht auf die Baumspitzen übergegriffen haben. So genannte Vollfeuer, bei denen komplette Wälder in Flammen stehen gab es nicht.

Foto: Stefan Befeld

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