Warburg. Innovative Ideen für die Kommunen sind grundsätzlich dann hilfreich und gut, wenn sie das Lebensumfeld der Menschen verbessern. Die geplante Reform des Öffentlichen Nahverkehrs scheint diesen Grundsatz nicht angemessen zu berücksichtigen. So erschließt sich mir beispielsweise nicht, wie nur durch das Zusammenlegen von Organisationen ohne strukturelle Maßnahmen Kosten gesenkt werden sollen. Es stellt sich hier die Frage, ob und wenn ja in welcher Höhe und an welcher Stelle ein Personalabbau vorgesehen ist. Diese Frage sollte vom Kreis schnell beantwortet werden. Das gerade vorgelegte Gutachten zur Neuorganisation des Nahverkehrsverbundes Paderborn-Höxter (NPH) wurde mit dem Ziel beauftragt, Wege aufzuzeigen, wie die Kosten für den Öffentlichen Nahverkehr geringgehalten werden können. Es scheint ein Sparmodell zu sein, bei dem die Kommunen bisher weder in die Beauftragung des Gutachtens noch in die Entscheidungsfindung einbezogen wurden. Auch wenn der Stadtrat hier nicht die Entscheidungsbefugnis hat, so sollte es doch eine Selbstverständlichkeit sein, die politischen Mandatsträger einer Kommune bei Fragen, die den ländlichen Raum so wesentlich betreffen, zu beteiligen. Es geht schließlich um den Erhalt der ländlichen Infrastruktur. Die Menschen in den Warburger Ortsteilen müssen auch ohne Auto mobil sein, damit ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gesichert ist.
Was könnte die Umsetzung der Reform für Auswirkungen auf Warburg und seine Stadtteile haben? Es ist wahrscheinlich, dass sich das Angebot im Öffentlichen Nahverkehr deutlich verschlechtern und zu einem sozialen Ungleichgewicht führen wird. Wenn die dort dargestellten Parameter angewendet werden, würden insbesondere Menschen, die in den Ortsteilen von Warburg leben, eine deutliche Verschlechterung ihrer Mobilität hinnehmen müssen. Die Sparpläne würden ganz besonders unsere Warburger Schülerinnen und Schüler betreffen. Diese sind absolut auf einen gut funktionierenden Öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Hier zu sparen, indem man weniger Busse einsetzt, wäre nicht verantwortbar. Auf jeden Fall muss gewährleistet sein, dass jede Schülerin und jeder Schüler einen Sitzplatz im Bus bekommt. Es geht hier auch um die Sicherheit unserer Kinder. Die vorgeschlagenen Maßnahmen aus dem Gutachten sollten aus meiner Sicht in den jeweiligen Kommunen im Sinne einer Kosten-Nutzen-Analyse bei Beachtung der Lebenswelten der Bürgerinnen und Bürger überprüft und demokratisch in den Gremien diskutiert werden.
Ein politisches Vorgehen, das die Lebenswelten der Menschen nicht berücksichtigt und zudem die kommunalen Gremien nicht beteiligt, ist unverantwortlich und schadet dem sozialen Frieden. Dem Rat der Hansestadt Warburg lege ich dringend ans Herz, den Organen im Kreis Höxter mitzuteilen, dass die Maßnahmen im Hinblick auf die Mobilitätssicherung zu überprüfen sind.
Dr. Christoph Humburg (unabhängiger Bürgermeisterkandidat für die Stadt Warburg)
*Für die Inhalte eines Leserbriefs ist einzig der genannte Autor verantwortlich, die Weser-Ith News distanziert sich von dem jeweiligen verfassten Artikel. Die jeweiligen Leserartikel enthalten dazu den Namen des Urhebers. Die Weser-Ith News behält sich das Recht vor, Leserartikel zu kürzen oder nicht zu veröffentlichen. Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht insofern nicht.