Warburg (red). Von den Warburgerinnen und Warburgern sind sie vielfach als unzeitgemäß und gefährlich bemängelt worden: Die sogenannten Umlaufsperren oder umgangssprachlich „Drängelgitter“ auf dem Bahntrassenradweg zwischen Warburg und Wormeln. Bestehend aus zwei 1,5 Meter hintereinander liegenden Geländer-Elementen, die über jeweils etwas mehr als die halbe Breite des Radwegs reichten, sollten die Umlaufsperren den Radverkehr vor dem Queren einer Hauptstraße zum Bremsen und Anhalten zwingen.
Beim Bau des attraktiven Radwegs auf der Trasse der ehemaligen Bahnlinie zwischen Warburg und Volkmarsen wollten die Planer verhindern, dass der Radverkehr und vor allem vorausfahrende Kinder ungebremst auf die zu querenden Landes- & Kreisstraßen fahren. Zudem sollte verhindert werden, dass Autos den neuen Radweg als Abkürzung missbrauchen.
„Drängelgitter“ selbst stellen Sicherheitsrisiko dar
„Doch im Laufe der Jahre zeigte sich, dass von den Umlaufsperren selbst ein erhöhtes Sicherheitsrisiko ausgeht“, erläutert Warburgs Bürgermeister Tobias Scherf. Die verwendeten Geländer-Elemente seien bei Dunkelheit nämlich nur schlecht zu erkennen. Beim Hindurchfahren oder -schieben besteht aufgrund der beengten Fläche zudem erhöhte Sturzgefahr. Fahrradanhänger und Lastenräder können die Gitter kaum oder gar nicht passieren.
Umlaufsperren werden umfahren
Das Umfahren der Hindernisse lenkt die Aufmerksamkeit der Radfahrer zudem weg von der eigentlichen Gefahr des Verkehrs auf der zu querenden Hauptstraße. An schönen Sommertagen kommt es gar zu einem gefährlichen Rückstau von Fahrradfahrern auf den Hauptstraßen.
Neues Gefahrenpotential ist entstanden
Doch Not macht bekanntlich auch erfinderisch. Viele Radfahrer umfahren die Umlaufsperren einfach auf neugeschaffenen „Erd-Wegen“ oder bleiben gleich ganz auf der Hauptstraße, um ihr Ziel einfacher zu erreichen.
Jan Kolditz, Mobilitätsbeauftragter der Hansestadt, resümiert, dass auf diese Weise ein ganz neues Gefahrenpotenzial entstanden ist, dass die ursprüngliche Intention der Umlaufsperren gänzlich ad Absurdum führt.
Hohe Priorität im Radverkehrskonzept
Bei der Erstellung des kommunalen Radverkehrskonzepts im vergangenen Jahr erlangte das Problem daher schnell eine hohe Bedeutung. Nach der Verabschiedung des Konzepts im Stadtrat wurde umgehend ein Alternativkonzept entwickelt. Dieses fußt auf den verschiedenen Erfahrungen, die andernorts bereits an ähnlichen Stellen gemacht worden sind.
In aktuellen Empfehlungen zum Bau von Radverkehrsanlagen wird mittlerweile geraten, auf Umlaufsperren gänzlich zu verzichten. Hindernisse in den Verkehrsraum einzubringen, sei zudem grundsätzlich nicht mehr Stand der Technik. Man solle den Radverkehr vielmehr unter Zuhilfenahme anderer Methoden für Gefahrenstellen sensibilisieren. Dies gelänge unter anderem mit Hilfe von Beschilderungen, Markierungen und Oberflächenveränderungen.
Beschilderungen und Markierungen als wirksame Alternativen
Auf dieser Grundlage wurden für die Warburger Umlaufsperren Alternativen durch zusätzliche Beschilderungen und Markierungen entwickelt. Hundert Meter vor dem Ende des Radwegs beginnen beidseitig weiße Außenlinien. Fünfzig Meter vor der Kreuzung erhält der Radverkehr den Hinweis, dass „Vorfahrt achten“ zu erwarten ist. Rund 30 Meter vor der Kreuzung wurde nach internationalem Vorbild eine sogenannte „Aufmerksamkeitsmarkierung“ auf den Radweg aufgebracht. Diese besteht aus fünf unterbrochenen und einem durchgehenden weißen Querbalken über die Fahrbahn. Auf diese Weise wird der Fokus der Radfahrenden automatisch auf die daran anschließende Gefahrenquelle im Kreuzungsbereich gerichtet.
Mittellinie verhindert Zusammenstöße
Direkt im Anschluss und etwa fünf Meter vor dem Radwegende beginnt eine Mittellinie, die den Radfahrenden auffordert, sich rechts einzuordnen. Mögliche Zusammenstöße mit dem Gegenverkehr sollen so verhindert werden. An der Kreuzung wird der Radverkehr durch eine Haltelinie und entsprechende Verkehrszeichen auf die geltenden Vorfahrtsregeln hingewiesen.
In den warmen Herbstwochen wurden die entsprechenden Markierungen aufgebracht und vor kurzem vom Bauhof durch die nötigen Beschilderungen ergänzt. Die Umlaufsperren an der Querung der Landstraße im Bereich der Twistemündung folgen voraussichtlich im kommenden Frühjahr.
„Wir werden die geänderte Situation an den Kreuzungen genau im Auge behalten, um auch weiterhin schnell reagieren zu können“, betont Tobias Scherf