Willebadessen (r). Schluss mit Rauchen? Oft sind mehrere Anläufe nötig, um ans Ziel zu gelangen. Wer dem Tabak dauerhaft abschwören will, braucht eine gute Strategie für den Fall des Rückfalls.

Nichts sei leichter, als mit dem Rauchen aufzuhören, er selbst habe es schon Hunderte Male getan, befand Mark Twain, US-Schriftsteller und notorischer Zigarrenraucher. Jeder Betroffene weiß: Die echte Herausforderung besteht darin, dauerhaft die Finger vom Tabak zu lassen. "Nur die wenigsten schaffen es ohne professionelle Hilfe auf Anhieb", erklärt Dr. Steph an Mühlig, Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Technischen Universität Chemnitz, der die dortige Raucherambulanz leitet und zu "Rauchen und Tabakentwöhnung" forscht.

Er hat persönlich Erfahrung mit dem Thema, war 30 Jahre starker Raucher, Pensum: 20 bis 30 Zigaretten am Tag, und hatte "einige ernstgemeinte Versuche" unternommen, mit dem Rauchen aufzuhören. Ein Rückfall sorgt für Frust und Enttäuschung, vor allem bei den Betroffenen selbst, aber auch bei Angehörigen, er wird zudem häufig als Zeichen von Schwäche interpretiert.

"Ein Rückfall ist keine Katastrophe", betont Dr. Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Es erfordere Zeit und Geduld, eingeschliffene Verhaltensweisen zu verändern. "Wichtig ist herauszufinden, was den Rückfall ausgelöst hat, um sich für die Zukunft besser zu wappnen." Die Experten unterscheiden drei Arten des Rückfalls: den "Slip", einen Ausrutscher zum Beispiel auf der Party; den "Lapse", einen Fehltritt über einen bis mehrere Tage, sowie den "Relapse", den vollständigen Rückfall in das alte Suchtverhalten. "Wer stark geraucht hat, kann sich den Ausrutscher nicht erlauben, er rutscht sonst schnell wieder in die alten Suchtmuster", sagt Professor Mühlig. Dafür sorge die Hirnbiologie: "Bei Rauchern erhöht sich die Anzahl bestimmter Rezeptoren im Gehirn. Die Überzahl von Nikotinrezeptoren bewirkt bei einem Rauchstopp Entzugssymptome, vergleichbar einem starken Hungergefühl." Professor Mühlig nennt das Beispiel eines 70-Jährigen , der vor einiger Zeit in die Raucherambulanz der TU Chemnitz kam, voller Selbstanklage. "Ich bin so ein Idiot, ich habe wieder angefangen und verstehe mich nicht. " 23 Jahre lang hatte er nicht mehr geraucht, dann beim Aufräumen des Wohnzimmerschranks eine alte Schachtel Zigaretten entdeckt. Und sich erinnert: Da war doch mal was mit Rauchen. Ob es wohl noch schmeckt? Tat es vermutlich nicht, aber das Nikotin zeigte Wirkung: Die Rezeptoren wurden "aufgeweckt", alte Verhaltensmuster wiederbelebt. Der Mann rauchte im Anschluss mehrere Jahre – mehr als je zu vor. Mittlerweile ist er wieder rauchfrei.

Um sich vor einem Rückfall zu schützen, empfiehlt Experte Mühlig eine genaue Analyse der Risikosituation: In welchem Moment könnte ich am ehesten schwach werden: Wenn ich in meine Lieblingskneipe gehe, Freunde beim Fußballabend treffe, auf einer Party eine Zigarette angeboten bekomme? Um solche Situationen zu überstehen, sind Vorbereitung und Krisenmanagement nötig.

Folgende Selbstinstruktionen – als Stichworte auf dem Smartphone oder auf einer Karteikarte griffbereit dabei – haben sich für die akute Rückfallsituation bewährt:

1. Mach die Zigarette so schnell wie möglich aus!

2. Verlasse umgehend die Rauchsituation!

3. Reflexion: Was genau hat dich dazu verleitet, schwach zu werden? Was hätte dich daran hindern können?

Neu motivieren: Welche guten Gründe hast du immer noch, nicht mehr zu rauchen? Um sich daran im Ernstfall zu erinnern, hilft es, sich im Vorwege eine Notfallkarte zu schreiben, um diese bei Bedarf aus der Tasche zu ziehen.