Corvey (TKu). Unter dem Motto „Eine Lilie unter Disteln“ findet das diesjährige „Via Nova Kunstfest Corvey 2023“ statt, das ein sommerliches Gartenfest der Künste verspricht. Zehn Tage lang - vom 25. August bis 3. September - geht es in zwanzig Veranstaltungen mit Literatur, Musik, Tanz, Theater und Gesprächen um Bild und Idee des Gartens Eden. Ganz im botanisch-künstlerischen Sinn führen sechs Exkursionen in herausragende Gartenanlagen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Das Kunstfest nimmt Bezug auf die ursprüngliche Klosteranlage von Corvey und auf Quellen zum Klostergarten der Benediktiner. Der Garten ernährt uns und wir arbeiten in ihm – im Prinzip heute genauso wie die Corveyer Mönche vor 1200 Jahren, als sie das Kloster gründeten und sofort innerhalb der Klostermauern einen Garten für das Obst, einen weiteren für das Gemüse und einen dritten für die Heilkräuter anlegten.

Schon immer waren Gärten Sehnsuchtsorte, um irdischen Miseren zu entfliehen. Und das ganz praktisch wie philosophisch, der Garten Eden mit seinem Lebensbrunnen ist das irdische Spiegelbild des himmlischen Paradieses. „Ich bin eine Blume auf den Wiesen des Scharon, eine Lilie der Täler. Eine Lilie unter Disteln ist meine Freundin unter den Mädchen“, heißt es im Hohelied Salomos.

Vom Garten Eden über die in der persischen Dichtkunst besungenen Gärten, von der blauen Blume der Romantik bis zum zeitgenössischen Nature Writing stiftet das Kunstfest Via Nova im Jahr der Landesgartenschau in Höxter auf einzigartige Weise Korrespondenzen zwischen Orten und Zeiten: Das Kunstfest Via Nova öffnet den „anderen“, den poetischen Raum der Kunst, der Freiheit und der Schönheit, ausgreifend von der Klosteranlage Corvey bis hinein in die Gartenlandschaften der Umgebung, von der Entstehungszeit des Klosters bis in die jüngste Gegenwart sind poetische und musikalische Trouvaillen zu entdecken.

„Was die Pflanzen den Menschen verschiedener Epochen bedeutet haben, wie sich alle Kulturen über ihre Gärten definieren und wie Literatur und Musik und Gartenkunst die Vorstellungen eines irdischen Gartens Eden und eines himmlischen Paradieses geprägt haben, das möchte das diesjährige Via Nova Kunstfest Corvey exemplarisch zeigen“, sagt die künstlerische Leiterin Brigitte Labs-Ehlert. Blühen und Vergehen sind tradierte Bilder für Leben, Sterben, Hoffnung, Sehnsucht und Zukunft. Blumen bilden Metaphern für verschiedene Tugenden wie unerfüllte Sehnsuchte – die Lilie steht für Herrlichkeit und Menschlichkeit, die Distel für Schmerz und Leiden, die Rose verkörpert Paradies, Liebe und Unsterblichkeit. Die Blumen laden uns ein zum Staunen. „Bevor wir verstehen, müssen wir staunen“, sagt der Gartenkünstler Gilles Clément. Die Anziehung für Gärten hält seit Jahrhunderten unvermittelt an, ja erlebt derzeit nahezu eine Renaissance. Besonders die Städter mit ihrer Sehnsucht nach Erholung im Grünen entdecken Gärten wieder neu für sich. „Wer die Welt nicht hört, schmeckt und berührt, verliert die Bodenhaftung oder – die Zukunft“, sagt der britische Autor Robert Macfarlane.

Wir erwarten u.a. die Dichter und Dichterinnen Nico Bleutge, Daniela Danz, Durs Grünbein, Jürgen Goldstein, Navid Kermani, Marion Poschmann, Jan Wagner, die Schauspieler und Schauspielerinnen Sven-Eric Bechtolf, Christian Berkel, Lars Eidinger, Benno Fürmann, Martina Gedeck, Corinna Harfouch, Jens Harzer, Hannah Herzsprung, David Kross, Andrea Sawatzki, Sarah Sandeh, Maria Schrader, Albrecht Schuch, Lilith Stangenberg, Nellie Thalbach, Johanna Wokalek, die Musiker, Ensembles und Sänger Ensemble Ausonia mit dem Nô-Tänzer Masato Matsuumo, Ensemble 1700 mit Dorothee Oberlinger und Nuria Rial, Ensemble Sarband, HESPÈRION XXI und Jordi Savall, Streichquartett der Staatskapelle Berlin, Mario Häring, Sharon Kam, Xavier de Maestre, Dorothee Mields, O/Modernt Kammarorkester und Hugo Ticciati, Hille Perl & Friends, Fazil Say, Ragna Schirmer, Stefan Temmingh, Tanja Tetzlaff, Christian Tetzlaff sowie die Gartengestalter und -wissenschaftler Hannes Galter (Graz), Klaus von Krosigk (Berlin). Michael Rohde (Potsdam), Daniel Uchtmann (Wien)

„Das Via Nova Kunstfest Corvey zeigt die reiche kulturelle Geschichte des Klosters und stellt den Klostergarten in einen Zusammenhang mit den Fragen unserer Zeit. Deshalb fördert das Ministerium für Kultur und Wissenschaft das Kunstfest auch in diesem Jahr wieder gern“, schreibt Ministerin Ina Brandes im Grußwort des Landes Nordrhein-Westfalen. „Seit seiner ersten Ausgabe begleitet die Kunststiftung NRW das Kunstfest Via Nova bei seiner Erkundung von Schätzen der Vergangenheit und deren Entfaltung und Neuinterpretation für Gegenwart und Zukunft“, heißt es im Grußwort von Dr. Andrea Firmenich (Kunststiftung NRW). „Das Kunstfest ergänzt die Landesgartenschau um kulturelle und künstlerische Perspektiven auf die Welt der Gärten und der Botanik“, so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung) in ihrem Grußwort. Das komplette Kulturprogramm findet sich auf der Internetseite www.corvey.de/programm.

Foto/Fotomontage: Thomas Kube