Warburg (tab). Der Aufsichtsrat der Südzucker AG hat das Aus für die Warburger Zuckerfabrik besiegelt. Bis zuletzt hatten die vielen Demonstranten gekämpft und gehofft - vergebens. Politiker äußern sich im sozialen Netzwerk Facebook zur Schließung des Werkes. MdB Christian Haase kann die Entscheidung nicht nachvollziehen und spricht von einem Vertrauensverlust: „Das Unternehmen entscheidet sich bewusst gegen die deutschen Rübenbauern. Unseren Argumenten wurde anscheinend keinerlei Gehör geschenkt. Ich bin traurig und enttäuscht, hatten wir doch alle Hebel in Bewegung gesetzt“, schreibt er. Auch MdL Matthias Goeken stimmt die Schließung der Warburger Zuckerfabrik traurig. „Trotz allem möchte ich mich bei allen beteiligten für das Engagement der Erhaltung des Standortes bedanken. Die Geschlossenheit und das Engagement in den zurückliegenden Wochen waren einfach unglaublich“, meint Goeken. Und Warburgs Bürgermeister Michael Stickeln schreibt: „Diese Nachricht trifft uns wirklich sehr hart. Mir fehlen auch noch ein Stück weit die Worte. Dennoch möchte ich allen herzlich danken, die sich so engagiert mit eingebracht haben.“ Michael Stickeln schreibt weiter: „Wenn dieses Engagement eines gezeigt hat: Wir stehen alle geschlossen zusammen, wenn es darauf ankommt! Diese Geschlossenheit sollten wir uns für die Zukunft bewahren!“
Der Aufsichtsrat der Südzucker AG hat trotz aller Mühen der Warburger dem Restrukturierungsplan des Vorstands für das Segment Zucker zugestimmt. Mit dem erstmals in der Aufsichtsratssitzung am 30. Januar 2019 vorgestellten Restrukturierungsplan verfolgt Südzucker das Ziel, die Auswirkungen der starken Preisschwankungen an den globalen Zuckermärkten und in der EU auf das Segment Zucker zu verringern und damit den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens nachhaltig zu sichern und zu stärken. Der Restrukturierungsplan sieht Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette vor und dabei insbesondere die Anpassung der Produktions- und Verwaltungsstrukturen. Hierbei ist die Schließung von fünf Zuckerfabriken mit einem durchschnittlichen jährlichen Zuckerproduktionsvolumen von insgesamt rund 700.000 Tonnen vorgesehen, um die Kapazitäten stärker am Bedarf des europäischen Marktes auszurichten. Nach der Kampagne 2019 sollen zwei Fabriken in Deutschland (Brottewitz und Warburg) und zwei der französischen Tochtergesellschaft Saint Louis Sucre (Cagny und Eppeville) geschlossen werden. Das betroffene Werk der polnischen Tochtergesellschaft Südzucker Polska (Strzy?ów) soll bereits früher geschlossen werden. Die Nachbarfabriken der von den Schließungen betroffen Zuckerfabriken sollen mit Zukunftsinvestitionen sichtbar gestärkt werden. Daneben ist die weitere Reduzierung der Verwaltungskosten in Belgien, Deutschland, Frankreich und Polen geplant. Der Restrukturierungsplan könnte weitere Konsultationen mit den jeweiligen regionalen Arbeitnehmervertretungen erfordern. Der gesamte Kosteneinsparungseffekt kann sich in den nächsten Jahren in Abhängigkeit vom Zuckerweltmarktpreis auf bis zu 100 Millionen Euro jährlich belaufen. Die Restrukturierungsaufwendungen innerhalb der nächsten Jahre können insgesamt 180 bis 220 Millionen Euro betragen, wovon rund 70 Prozent liquiditätswirksam sein werden. Die genauen Auswirkungen auf das operative Ergebnis in den kommenden Geschäftsjahren sind von verschiedenen Faktoren abhängig, die derzeit noch nicht feststehen, unter anderem den Ergebnissen der Konsultationsverfahren und der weiteren Entwicklung des weltweiten wirtschaftlichen Umfelds im Segment Zucker. Die konkreten finanziellen Auswirkungen für das Geschäftsjahr 2018/19, unter anderem auch aus der Überprüfung der Werthaltigkeit des Goodwills, werden erst im Rahmen der Aufstellung des Jahresabschlusses ermittelt. Diese finanziellen Auswirkungen betreffen das Ergebnis aus Restrukturierung und Sondereinflüssen. Die Konzernprognose für das Geschäftsjahr 2018/19 für Umsatz und operatives Ergebnis wird hiervon nicht beeinflusst.