Willebadessen/Peckelsheim (red). „Realität erfahren. Echt Hart." Dass sich hinter diesem Motto der Verkehrssicherheits-Kampagne "Crash Kurs NRW" der Polizei Höxter nicht nur leere Worte verbergen, erlebten zum inzwischen 75. Mal Schüler eines zehnten Jahrgangs im Kreis Höxter. Die eindringlichen Erzählungen von Rettungskräften, Notfallseelsorgern und Polizeibeamten über tödliche Unfälle mit jungen Fahrern, die sich im Kreisgebiet tatsächlich ereignet hatten, gingen den Schülern spürbar unter die Haut. Die zum Teil drastischen Schilderungen gingen bewusst über das direkte Unfallgeschehen hinaus und beleuchteten auch die bitteren Folgen. Seit 2011 hat die Polizei im Kreis Höxter mit ihren regelmäßigen Aufklärungs-Vorträgen inzwischen 15.700 Schüler der jeweils zehnten Jahrgänge erreicht. „Wir wenden uns an junge Menschen vor dem Führerschein-Alter, um ein Bewusstsein für die Gefahren im Straßenverkehr zu wecken", erläutert Projektleiter Markus Tewes. Eine positive Tendenz lässt sich sogar in der Statistik ablesen: Starben im Jahrzehnt von 2000 bis 2010 noch 30 junge Menschen bei tödlichen Verkehrsunfällen, sind es im Zehnjahres-Zeitraum bis 2018 zehn. Der "Crash Kurs NRW" sei sicherlich ein kleiner Baustein für diese Entwicklung, ist der Erste Polizeihauptkommissar Markus Tewes überzeugt. Auch bei der 75. Auflage kam die Botschaft bei den 92 anwesenden Schülern in der Eggeschule in Peckelsheim an. Während Notärztin Dr. Martina Krüger aus Bad Driburg dramatische Szenen im Rettungswagen schilderte und Polizeihauptkommissar Harald Hosemann berichtete, dass er zu nächtlicher Stunde einer Familie die Nachricht vom tödlichen Unfall ihres Sohnes überbringen musste, war es bedrückend still im Saal. „Wir wollen euch nicht die Lust am Autofahren nehmen“, betonte Verkehrssicherheitsberater Thomas Kruse unterdessen: „Aber wir wollen euch bewusst machen, welche Gefahren entstehen können, wenn man sich nicht an die Regeln hält." Alkohol und Drogen haben am Steuer sowieso nichts verloren, auch Ablenkung zum Beispiel durch das Handy ist tabu. Die Aufklärungskampagne richtete sich ganz gezielt auch an Beifahrer. „Achtet darauf, zu wem ihr ins Auto steigt. Und habt den Mut, den Fahrer bei riskanter Fahrweise anzusprechen." Denn ein schwerer Unfall hat nicht nur Folgen für die direkt Beteiligten, sondern beschäftigen durchschnittlich 100 Personen im weiteren Umfeld: Angehörige, Freunde, auch die Helfer. Den Bad Driburger Feuerwehrchef Waldemar Gamenik bewegte selbst Jahre später noch ein Unfall, bei dem ein junger Fahrer zu Tode kam und zudem drei junge Mädchen auf der Rückbank verletzt wurden, die nach einer Feier zu dem Unbekannten ins Auto gestiegen waren. Seine Gedanken waren während des Einsatzes auch bei seinen Töchtern. Und Notfallseelsorgerin Petra Schult, die sich um Opfer, Angehörige und die Einsatzkräfte kümmert, wusste von einem bewegenden Fall zu berichten, bei dem ein junger Fahrer mit einem entgegenkommenden Auto zusammenstieß. Er überlebte. Die Frau in dem anderen Wagen nicht. „Er wollte sich entschuldigen. Aber er konnte es nicht wieder rückgängig machen", betonte Petra Schult. So zeigte der "Crash Kurs NRW" auch in Peckelsheim wieder Wirkung, waren Schulleiter Martin Sälzer und sein Kollegium überzeugt. Die Schüler wurden im Unterricht auf das Thema und die Veranstaltung gut vorbereitet, die Ausstellung mit dem Titel „Straßen: Unorte des Sterbens" rundet das Präventions-Angebot der Polizei ab. Im kommenden Jahr wird die Vortragsreihe an den Schulen im Kreisgebiet weiter fortgesetzt. Projektleiter Markus Tewes ist zufrieden, dabei auf einen Kreis von rund 40 Ehrenamtlichen zählen zu können, die sich an den Vorträgen beteiligen: „Unsere 75. Veranstaltung ist ein schöner Anlass, allen einmal Danke zu sagen für ihr Engagement."