Borgentreich (red). Ein Großeinsatz mit rund 130 Rettungskräften aus mehreren Kreisen hat am Montagvormittag an der Sekundarschule in Borgentreich für Aufsehen gesorgt. Grund war ein Vorfall, bei dem in einer Toilette Reizgas versprüht wurde. Insgesamt 40 Schülerinnen und Schüler wurden verletzt, drei Rettungshubschrauber landeten auf dem Schulgelände. Gegen 10.15 Uhr schlug der Hausmeister Alarm: Er hatte in Gebäude zwei der Schule eine verdächtige Gaswolke bemerkt, offenbar Reizgas, das in einer Jungentoilette versprüht worden war. Sofort verständigte er die Feuerwehr. Als die ersten Einsatzkräfte eintrafen, fanden sie 24 betroffene Schüler auf dem Schulhof. Sie husteten und klagten über brennende Schmerzen im Hals und in den Augen. Der Einsatz wurde schnell aufgestockt, da immer mehr Verletzte hinzukamen. Schließlich wurde der Vorfall als Massenanfall von Verletzten (MANV) eingestuft.
130 Retter sind im Einsatz, darunter drei Hubschrauber: Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei aus dem gesamten Kreis Höxter sowie aus den Nachbarkreisen eilten in die Orgelstadt. Auch der Kreis Kassel entsandte Unterstützung. Insgesamt waren etwa 130 Einsatzkräfte vor Ort. Zur Koordination richtete die Feuerwehr Borgentreich unter der Leitung von Sebastian Göke eine zentrale Einsatzleitung ein. Die Verletzten wurden in der Aula des Schulgebäudes eins versorgt. Um eine Durchmischung mit den nicht betroffenen Schülern zu verhindern, blieben diese zunächst in den Klassenräumen. „Eine große Herausforderung war es, die Vielzahl der Schüler schnell zu versorgen“, erklärte Göke. Von den 40 Verletzten galten 21 als mittelschwer verletzt, zwölf wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Weitere 24 Jugendliche standen unter Schock und wurden durch das Team der Psychosozialen Unterstützung (PSU) des Kreises betreut. Auch eine Einsatzkraft des Deutschen Roten Kreuzes musste nach einer Reizgas-Exposition ärztlich behandelt werden.
Nach dem Vorfall nahm die Polizei die Ermittlungen auf. „Es gibt Hinweise auf zwei Täter“, bestätigte Jörg Niggemann, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Höxter. „Das ist kein Dumme-Jungen-Streich, solche Taten haben Konsequenzen.“ Der Einsatz habe schnell einen fünfstelligen Kostenaufwand verursacht, erklärt Niggemann weiter. Die Toilettenräume wurden gründlich durchsucht und belüftet. Zeitweise standen weitere Kräfte in Bereitschaft vor der Schützenhalle Borgentreich. Der Verkehr rund um das Schulgelände wurde von der Polizei geregelt. Bürgermeister Nicolas Aisch verschaffte sich vor Ort ein Bild der Lage. „Zum Glück ist es sehr glimpflich abgelaufen“, sagte er. Der Unterricht wurde nach kurzer Unterbrechung fortgesetzt; betroffene Kinder wurden von ihren Eltern abgeholt, alle anderen konnten nach der vierten oder fünften Stunde mit dem Schulbus nach Hause fahren. Insgesamt besuchen derzeit 260 Schülerinnen und Schüler den Standort der Sekundarschule Borgentreich. Das Reizgas war ausschließlich in Gebäude zwei versprüht worden, wo die Jahrgänge acht bis zehn unterrichtet werden. Die Polizei bittet Zeugen, die Hinweise auf die Täter geben können, sich bei der Kreispolizeibehörde Höxter zu melden.
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