Warburg (red). Die Tür der Zweiten Heimat hin zur Hauptstraße ist offen. Während draußen die Autos vorbeifahren, ist von drinnen ein konstantes Rattern zu hören. Hier wird gearbeitet: Die Frauen haben die Nähmaschinen angeworfen. Auf dem Tisch liegen dazwischen bunte Stoffreste, alle in der gleichen Form geschnitten. Wimpel, die gesäumt und dann mit einer festen Schnur an der oberen Kante vernäht werden. Damit die Wimpel – etwa 25 Zentimeter breit und 45 Zentimeter lang – später aufgehängt nicht in sich zusammenrutschen, sondern schön breit über die gesamte Straßenbreite hinweg aufgefädelt bleiben.
 
Denn: Sie sorgen optisch dafür, dass das Bunte Fest in Warburg am Samstag, 8. Juni, ab 10 Uhr (Warm-up am Freitag, 7. Juni, ab 18 Uhr) auch optisch seinem Namen alle Ehre macht: Es ist die ehrenamtlich arbeitende Deko-Gruppe, die sich seit einigen Wochen regelmäßig in der Zweiten Heimat zum Zuschneiden und Nähen trifft. Zusammen mit der Nähgruppe der Zweiten Heimat mit Betty Hermanns – „die haben schon schwer vorgelegt“, sagt Monika Niemann – entstehen hier die langen Wimpelketten. Einige arbeiten auch von daheim. Das Schnittmuster samt Nähanleitung hat Iris Voß einfach und verständlich zusammengefasst – es kann per E-Mail als pdf abgerufen werden (siehe Info-Box), um dann zuhause mit einzusteigen.
 
Denn: Es liegt noch eine Menge Arbeit vor ihnen, wenn die Frauen das, was sie sich vorgenommen haben, auch realisieren wollen. Das Zuschneiden der Stoffe sei anstrengend, sagt Cornelia Tiemann. „Das Nähen selbst ist richtig schön.“ Sie haben die Abläufe, auch das Zusammenrollen der fertigen Wimpelketten auf eine bestimmte Art und Weise, schon perfektioniert. „Und für alle, die noch mitmachen wollen, finden wir hier auch einen Job“, meint Iris Voß schmunzelnd und schiebt ein weiteres Stück bunten Stoffes unter den Nähfuß der Maschine. Ein Stück feste Packkordel passend geschnitten und an der richtigen Seite fixiert, dann rattert die Maschine los. Wie viele Wimpel sie denn brauchen? 3.000, schätzt Cornelia Tiemann. „Auf Ketten mit jeweils 30 Stücke.“ Wie viele sie schon haben? Rund 900 Wimpel.
 
„Die Straßen sind unterschiedlich breit, deshalb werden auch die Ketten unterschiedlich lang.“ Und: Sie sind so genäht und aufgefädelt, dass sie auch später immer wieder verwendet werden können. Auch mit anderen Ketten-Längen oder Straßenbreiten. Angedacht ist, die Warburger Hauptstraße von unten her, also von der Kasseler Straße, bis hinauf zum Paderborner Tor und natürlich rund um den Festplatz, den Neustadt-Marktplatz, und die Marktstraße bis hinaus zum Pennighaus, wo Mitmach- und Kinderprogramme stattfinden, mit bunten Wimpeln zu dekorieren. Für einen „schönen Blick in die Stadt“. Schließlich soll das Bunte Fest auch bunt sein. Bunte Stoffe sind es, aus denen sie die Wimpel zugeschnitten haben.
 
Mal werden sie als „blaue oder rote Serie“ aufgefädelt, mal bunt miteinander gemischt. „Nur Braun wollen wir nicht“, sagt Cornelia Tiemann entschieden. Und die anderen Frauen nicken energisch bestätigend. Was sie motiviert? „Ich möchte meine Angst in den Griff bekommen“, sagt Cornelia Tiemann. Angst? Vor rechtem Hass und rechter Hetze. Iris Voß will sich nicht irgendwann eines Tages sagen lassen, sie habe ja nichts dagegen gemacht. „Wie wichtig Demokratie ist“, das betont Monika Niemann. „Ein hohes Gut, das nicht selbstverständlich ist“. Dazu komme, dass man beim ehrenamtlichen Wimpelnähen wunderbar miteinander ins Gespräch komme, sich dabei kennenlerne und vernetze: „Eine tolle Gemeinschaftsaktion. Das finde ich ziemlich gut“: Monika Niemann ist schon 2019 beim ersten Bunten Fest dabei gewesen, Ulle Menn auch – aber nicht in der Dekogruppe beim Nähen. Buntes Fest und Demokratie: Ihr Beitrag dazu ist ziemlich bunt. 
 
 
Wer die Dekogruppe beim Nähen der bunten Wimpel unterstützen möchte, kann das Schnittmuster samt Nähanleitung für daheim bei Iris Voß als pdf abrufen per E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Wer live mitnähen oder mithelfen möchte, ist beim nächsten Treffen der Dekogruppe in der Zweiten Heimat am Montag, 13. Mai, ab 17 Uhr willkommen. Es muss auch nicht unbedingt eine Nähmaschine vorhanden sein. 
 
Foto: privat