Kreis Höxter (TKu). Der Kreis Höxter hat im Rahmen der landesweiten Bekanntgabe der Verkehrsunfallstatistik seine Zahlen für das vergangenen Jahr bekannt gegeben. Nach den Corona-Restriktionen sind die Unfallzahlen um 6,6 Prozent angestiegen, was laut Polizeihauptkommissar Markus Tewes, Leiter der Direktion Verkehr, auch zu erwarten gewesen sei. Dennoch als schlechtes Signal werteten Markus Tewes, Landrat Michael Stickeln und Christian Brenski, Abteilungsleiter Polizei der Kreispolizeibehörde Höxter, diese Tendenz, da der Kreis Höxter im Landesvergleich nicht gut dar steht. Die Unfallhäufigkeitszahl liegt über dem Landesdurchschnitt und die Anzahl der Verunfallten hat ein neues 10-Jahreshoch erreicht. Die Anzahl der Getöteten liegt bei zehn Personen. Das ist zuletzt im Jahr 2016 der Fall gewesen. Um dem negativen Trend entgegenzuwirken, hat sich die Polizeibehörde auch für dieses Jahr wieder viele Strategien überlegt, zuletzt mit der Aktion „Funkeln im Dunkeln“, bei der am vergangenen Dienstag Grundschüler die Wirkungsweise von Warnwesten auf dem Flugplatz in Höxter im Dunkeln eindrucksvoll demonstriert worden ist.

Die Analyse der Verkehrsunfälle zeige, dass die schweren Unfälle mit gravierenden Folgen zumeist außerhalb der Ortschaften auf gut ausgebauten Landstraßen verursacht werden. Dort, wo an sich schon hohe Geschwindigkeiten gefahren werden dürfen, werde das Tempo oft noch über das Erlaubte hinaus erhöht. Deshalb konzentriere sich die Polizei mit Geschwindigkeitskontrollen auf solche Strecken, ohne die innerörtlichen Bereiche außer Acht zu lassen, sagte Landrat Michael Stickeln und er warb dafür: „Unterstützen Sie durch Ihre eigene rücksichtsvolle und aufmerksame Teilnahme am Straßenverkehr die Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei und verhindern Sie so viel unnötiges Leid, auch in Ihrer Familie“. Daran mitzuwirken, dass Unfälle auf einem möglichst niedrigem Niveau und ohne Schwerverletzte und Tote bleiben, das obliege jedem Verkehrsteilnehmenden selbst, sagte Christian Brenski, der für die genaue Aufschlüsselung der Verkehrsunfallzahlen bei der Pressekonferenz am Mittwoch an Polizeihauptkommissar Markus Tewes übergab:

Auffällig seien die Häufigkeitszahlen bei Schwerverletzten und Getöteten, die etwa doppelt so hoch sind wie die Landeszahlen. Hier wird im Landesvergleich der vorletzte Platz belegt. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden, ist inzwischen im Kreis Höxter höher, als im Vergleich mit dem Land NRW. Auffällig sind die Häufigkeitszahlen bei Schwerverletzten und Getöteten, die etwa doppelt so hoch sind wie die Landeszahlen. Hier wird im Landesvergleich der vorletzte Platz belegt. Viele der Verkehrsunfälle im Kreis Höxter werden außerhalb der Ortschaften verursacht, wo hohe Geschwindigkeiten gefahren werden. Diese ist bei Verkehrsunfällen entscheidend für die Folgen. Die Anzahl der polizeilich bekannt gewordenen Verkehrsunfälle nahm um 6,6 % zu. Dabei musste die Polizei 23,0 % mehr Verkehrsunfälle mit Personenschaden aufnehmen, wobei die Zahl der Verunglückten um 29,8 % zunahm. Von 614 Verletzten insgesamt (2021: 473) wurden 420 leicht und 184 schwer verletzt. So viele Verletzte hat es in den vergangenen zehn Jahren nicht gegeben. Die Zahl der Leichtverletzten nahm um 39,0 %, die der Schwerverletzten um 12,2 % und die der Getöteten um 42,9 % zu. Alle Zahlen liegen damit über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Betrachtet auf die letzten zehn Jahre wurden in vier Jahren mehr Verkehrsunfälle registriert als 2022. Bei der Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden wurde allerdings ein Zehnjahreshoch erreicht. Gleiches muss für die Gesamtzahl der Menschen, die bei Verkehrsunfällen verletzt wurden, festgestellt werden.

Im Jahr 2022 starben bei zehn Verkehrsunfällen zehn Menschen. Fünf der Verstorbenen hatten ihren Wohnsitz im Kreis Höxter. Die fünf Anderen lebten in Diemelstadt, Schieder-Schwalenberg, Horn-Bad Meinberg, Bad Karlshafen und den Niederlanden. Alle Verkehrsunfälle mit tödlichen Folgen wurden außerhalb der geschlossenen Ortschaften verursacht. Vier der Getöteten nahmen mit einem motorisieren Zweirad am Straßenverkehr teil, eine Getötete war mit einem Pedelec unterwegs. Neben der nicht angepassten bzw. überhöhten Geschwindigkeit war vor allem die mangelnde Aufmerksamkeit im Straßenverkehr Ursache für die tödlichen Verkehrsunfälle. “Die Anzahl der verunglückten Kinder stieg im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um elf und damit um 38 %. Dabei wurden weniger Kinder schwer verletzt. Im Kreis Höxter verunglückten weiterhin weniger Kinder als im Landesvergleich. 22 Kinder nahmen aktiv am Straßenverkehr teil, als sie bei einem Verkehrsunfall verletzt wurden. Dies waren acht Fahrradfahrende, drei Pedelec-Fahrende, zehn zu Fußgehende und ein Kind mit sonstigem Fahrzeug. 17 Kinder waren Mitfahrende in PKW, eins fuhr auf einem Fahrrad mit, als es bei Verkehrsunfällen zu den Verletzungen kam. Acht Kinder waren auf dem Schulweg an Verkehrsunfällen beteiligt.

Die Verunglückten-Häufigkeitszahl (gemessen an den Einwohnern) für Jugendliche liegt im Kreis Höxter bei 796, im Land NRW bei 712. Damit sind nun mehr Jugendliche im Straßenverkehr verunglückt als im Landesvergleich. Die Anzahl der verunglückten Jugendlichen stieg im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um zehn und damit um 42 %. Es wurden weniger Jugendliche schwer verletzt. 25 Jugendliche nahmen aktiv am Straßenverkehr teil, als sie verletzt wurden, davon 17 mit motorisierten Fahrzeugen. Die Verunglückten-Häufigkeitszahl für Junge Erwachsene liegt im Kreis Höxter bei 1098, im Land NRW bei 830. Die Anzahl der verunglückten Jungen Erwachsenen nahm im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 21 oder 23,6 % zu. Die Anzahl der Getöteten ging von vier auf drei zurück. Es verunglückten weiterhin mehr junge Erwachsene als im Landesvergleich. 90 junge Erwachsene nahmen aktiv am Straßenverkehr teil, als sie bei einem Verkehrsunfall verletzt wurden. Von den insgesamt zehn Verkehrsunfällen mit tödlichen Folgen wurden vier von jungen Erwachsenen verursacht. Die Verunglückten-Häufigkeitszahl für Senioren liegt im Kreis Höxter bei 235, im Land NRW bei 282. Die Anzahl der verunglückten Senioren nahm im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um vier zu. Es verunglückten weniger Senioren als im Landesvergleich. 68 Senioren nahmen aktiv: am Straßenverkehr teil, als sie bei einem Verkehrsunfall verletzt wurden.

Die Anzahl der Verkehrsunfälle, bei denen Fußgänger beteiligt waren, ist zwar um einen zurückgegangen, die Zahl der Verletzten ist allerdings deutlich um zehn, also um 31 % gestiegen. Es wurden überproportional viele Kinder als Fußgänger verletzt. Von den 132 Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Fahrrad und Pedelec-Fahrenden haben 71 davon den Unfall selbst verursacht. Dies sind insbesondere die Kinder und die Senioren. An 46 Verkehrsunfällen waren die Fahrrad- bzw. Pedelec-Fahrenden allein ohne andere Verkehrsteilnehmende beteiligt. Jeder zweite Verunglückte, der mit einem motorisierten Zweirad unterwegs war, fuhr ein „großes“ Motorrad. 32 der verunglückten Zweiradfahrenden verunfallten ohne Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer (Alleinunfall). Bei 12 Verkehrsunfällen, bei denen ein motorisierter Zweiradfahrender verletzt wurde, war die nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit mit Unfall-ursächlich.

Bei den im Jahr 2022 insgesamt 4.402 polizeilich registrierten Verkehrsunfällen im Kreis Höxter entfernte sich der Verursacher in 711 Fällen, dies entspricht 16 %. Jeder sechste Unfallverursacher machte somit nicht die erforderlichen Angaben zu seiner Unfallbeteiligung. Es wurden 81 Verkehrsunfälle polizeilich bekannt, an denen Fahrradfahrende beteiligt waren. Dies sind 17 weniger als 2021. Die Zahl der Verletzten stieg um eine Person auf 71. Die Anzahl der Wildunfälle sank im Vergleich zum Vorjahr. 28 % der im Kreis Höxter registrierten Verkehrsunfälle im Jahr 2022 waren Unfälle mit Wildtieren. Wie im Vorjahr wurden elf Menschen bei Verkehrsunfällen mit Beteiligung von Wildtieren verletzt. Dazu appellierte Markus Tewes an die Verkehrsteilnehmer: „Verkehrsunfälle mit Wildtieren sind oft auch Geschwindigkeitsunfälle. Bei angepasster Geschwindigkeit verringert sich der Brems- und Anhalteweg deutlich, sodass eine Kollision mit dem Tier oft vermieden werden kann. Geben Sie sich und dem Tier eine Chance! Passen Sie Ihre Geschwindigkeit überall dort, wo mit Wildwechsel zu rechnen ist, an. Dies sind nicht nur Waldgebiete, sondern auch offene Flächen mit Ackerbau oder Weiden“.

Mit Verkehrsunfallprävention möchte die Polizei den Verkehrsunfällen entgegenwirken. Dazu zählen Maßnahmen wie Verkehrssicherheitstage, Crashkurse für Schülerinnen und Schüler (2022 haben 14 Veranstaltungen mit fast 1400 Schülern stattgefunden), Verkehrsunfallpräventionen in Kitas und Schulen sowie sonstige Präventionsmaßnahmen und Aufklärungsveranstaltungen. Durch die Polizei und den Kreis Höxter wurden 2022 außerdem insgesamt 29.469 Geschwindigkeitsverstöße festgestellt und geahndet. Ablenkung spiele laut Tewes eine besondere Rolle im Straßenverkehr. Dies zeige sich auch daran, dass 1118 Fahrzeugführende beobachtet wurden, die am Steuer telefonierten oder andere verbotene elektronische Kommunikationsgeräte nutzten. Konsequent verfolge die Polizei im Kreis Höxter auch die Verkehrsstraftaten, von der Trunkenheit im Verkehr bis zur Teilnahme an verbotenen Kfz-Rennen. 16 Mal wurden derartige Rennen 2022 festgestellt, mit den Folgen von Führerschein und Fahrzeugsicherstellungen, die durch die Staatsanwaltschaft angeordnet wurden. Hier die Statistiken im Einzelnen:

Fotos: Thomas Kube

Titelfoto von links: Polizei-Abteilungsteilungsleiter Christian Brenski, Landrat Michael Stickeln, Leiter der Direktion Verkehr Markus Tewes und Jörg Böning (Leiter Führungsstelle Direktion Verkehr)