Kreis Höxter/Warburg (red). Die Betreuung von demenzerkrankten Menschen ist für Angehörige und Pflegefachkräfte eine besondere Herausforderung. Wie man damit umgeht und welche Besonderheiten bei der Pflege von Menschen mit Demenz zu beachten sind, haben Kerstin Müller von der Senioren- und Pflegeberatungsstelle des Kreises Höxter und Reinhard Fukerider vom Demenz Servicezentrum OWL bei einer Infoveranstaltung in Bad Driburg deutlich gemacht. Das Café-Restaurant „Vier Jahreszeiten“ des Seniorenparks Carpe Diem in Bad Driburg war voll besetzt und das Kommen sollte sich für alle lohnen. Sie erhielten wertvolle Tipps für den Umgang mit der Krankheit Demenz. Kerstin Müller vom Kreis Höxter stellte zunächst vor, wie wichtig eine umfassende Beratung ist, die vom Kreis Höxter kostenlos und unabhängig angeboten wird. „Zum Stichtag 31. Dezember 2017 lebten immerhin 1402 Pflegebedürftige in 22 stationären Einrichtungen im Kreisgebiet, 2320 Pflegebedürftige wurden von 26 ambulanten Pflegediensten zu Hause betreut und 1687 haben eine Kurzzeitpflege in Anspruch genommen.“ Im Zusammenhang mit der Umstellung von Pflegestufen auf Pflegegrade wies sie vor allem darauf hin, dass der zeitliche Hilfebedarf nun keine Rolle mehr spiele. „Maßgeblich ist der Grad der Selbstständigkeit. Die Einstufung erfolgt nur, wenn die Beeinträchtigungen so stark sind, dass fremde Hilfe nötig ist und die Einschränkungen auf Dauer – mindestens sechs Monate – bestehen.“ Sollte eine Pflegebedürftigkeit eintreten, müsse als erster notwendiger Schritt sofort ein Antrag auf deren Feststellung bei der zuständigen Pflegekasse gestellt werden. Reinhard Fukerider erläuterte zunächst die Symptome einer Demenzerkrankung, von der in Deutschland etwa 1,6 Millionen Menschen betroffen sind. Obwohl intensiv geforscht werde, gäbe es immer noch keine Medikamente, die die Demenz heilen könnten, eine Verlangsamung des Krankheitsverlustes sei aber möglich. Umso wichtiger seien deshalb nichtmedikamentöse Optionen, wie zum Beispiel Kunst-, Musik- und Tanztherapien oder Ergotherapien. „Wichtig ist, dass wir uns vor Augen führen, dass Demenz zwar den Verlust von geistigen Fähigkeiten, Alltagskompetenzen, emotionaler Kontrolle und Sprache mit sich bringt. Aber es bleiben Gefühle, Bedürfnisse und Sinnesempfindungen.“ Deshalb sei es im Umgang mit Demenzkranken ganz wichtig, die Betroffenen ernst zu nehmen, sie mit Respekt und Wertschätzung zu behandeln und sie anzuerkennen und zu bestärken. „Wir müssen sie weiter mit einbeziehen, sie wie unseren Partner behandeln und ihre Selbstständigkeit unterstützen. Dabei kommt es darauf an, ihre Wirklichkeit anzuerkennen, Ruhe und Sicherheit sowie Wärme und Geborgenheit zu vermitteln und vor allem – Spaß zu ermöglichen, auf Humor zu reagieren“, so Fukerider. Als hilfreiche Kommunikationsregeln nannte er die Verwendung von kurzen, einfachen Sätzen sowie das langsame und mit Pausen versehene Sprechen. „Keine Warum-Fragen stellen und nicht auf Fehler oder Defizite hinweisen ist genauso wichtig wie sich bei Gesprächen im Blickfeld des Kranken aufzuhalten“, sagte Fukerider. „In Konfliktsituationen ist es eminent wichtig, ruhig zu bleiben und die Anschuldigungen nicht persönlich zu nehmen.“ Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz seien nicht mehr in der Lage, sich „unserer Wirklichkeit“ anzupassen. „Wir müssen versuchen, uns in ihre Wirklichkeit zu begeben!“

Hilfe bei Fragen rund um Themen der Pflege: Die Senioren- und Pflegeberatungsstelle des Kreises Höxter berät kostenlos und neutral unter der Telefonnummer 05271/965-3130. Dort können auch Termine für Hausbesuche ausgemacht oder Info-Broschüren zu den Themen Pflege und Demenz bestellt werden.