Paderborn/ Höxter (red). In Nationalparken kann sich Natur nach ihren eigenen Regeln entwickeln. Das Ergebnis sind urige Landschaften mit einer beeindruckend vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Bislang gibt es in Deutschland 16 Nationalparke, mit der Eifel allerdings erst einen im größten deutschen Bundesland. Das will die Landesregierung nun ändern und noch in dieser Legislatur einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen einrichten. Wo ist noch offen.

Im September hatte das Land einigen geeigneten Regionen angeboten, einen Nationalpark auf landeseigenen Flächen auszuweisen, wenn dies vor Ort gewünscht sei. Dann sollten sich die Kreise mit einem konkreten Gebietsvorschlag bewerben. Auch Ostwestfalen-Lippe bekam das Angebot, etwa 12.400 Hektar Staatswaldfläche im Eggegebirge in einen Nationalpark zu überführen. Schon seit über 30 Jahren besteht hier der Wunsch nach einem Nationalpark, um die große Artenvielfalt in unserer immer stärker genutzten Landschaft dauerhaft und großflächig zu erhalten. Entsprechend groß war die Freude, dass die Egge zu den ausgewählten Regionen gehörte. Am naturschutzfachlichen Wert eines Nationalparks Egge und auch an seinem regionalwirtschaftlichen Nutzen kann es nach den Erfahrungen aller anderen deutschen Nationalparke keinen vernünftigen Zweifel geben. So ließ NRW-Umweltminister Oliver Krischer jüngst Folgendes verlauten: „Die Egge ist von ihrer Natur her nationalparkwürdig. Das steht außer Zweifel.“ Zudem stellte er klar, „der Nationalpark wird vom Land finanziert. Auf Kommunen kommen erstmal überhaupt keine Kosten zu. Im Gegenteil: Die Wertschöpfung nimmt erheblich zu.“

Obwohl alle Bürgerinnen und Bürger, Parteien und Organisationen bis Ende März 2024 Zeit bekamen, sich umfassend zum Thema zu informieren, abzuwägen und zu entscheiden, ob ein Nationalpark in ihrer jeweiligen Region mehrheitlich gewünscht ist, beschlossen CDU und FDP in den Kreisen Höxter und Paderborn beinahe reflexartig, sich nicht an einem solchen Dialogprozess beteiligen zu wollen. Das sind traurige Entscheidung gegen den dringend notwendigen Schutz der Natur. Und obgleich sie voreilig getroffen wurden, bedeuten sie nicht das Aus für den geplanten Nationalpark Egge. Denn in den Kreisen Höxter und Paderborn haben sich Nationalparkbefürworter zusammengetan und sogenannte Bürgerbegehren organisiert. Das Bündnis vereint politische Parteien wie Bündnis 90/DIE GRÜNEN, SPD und DIE LINKE sowie Naturschutzverbände und Unterstützergruppen wie den Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge e.V., BUND, NABU, Greenpeace, Pro Grün, Naturwissenschaftlicher Verein, Naturkundlicher Verein Egge-Weser, Fridays for future, Parents for Future und Campus Grün. Mit den Bürgerbegehren "Ja! zu unserem Nationalpark Egge" beantragen die Bürgerinnen und Bürger der beiden Kreise die Durchführung von Bürgerentscheiden - mit anderen Worten: Die Bürgerinnen und Bürger wollen selbst entscheiden, ob sich ihre jeweiligen Kreise beim Land NRW um die Ausweisung eines Nationalparks Egge bewerben sollen.

Seit gut vier Wochen sammeln Nationalparkbefürworter nun Unterschriften. Benötigt werden 10.000 Unterschriften im Kreis Paderborn und 6.000 im Kreis Höxter. Unterschreiben dürfen alle zu Kommunalwahlen in den Städten und Gemeinden der Kreise Höxter und Paderborn wahlberechtigten Personen ab 16 Jahre (zum Zeitpunkt der Unterschrift). Mit dem bisherigen Verlauf ist Hans Jürgen Wessels, einer der Vertretungsberechtigten des Paderborner Bündnisses, durchaus zufrieden. „Wir hatten angenommen, dass sich die Menschen in der Vorweihnachtszeit eher weniger Zeit für unser Anliegen nehmen. Umso erfreulicher ist, dass selbst an den Weihnachtstagen Unterschriftenlisten abgegeben wurden.“ Zum genauen Stand kann Wessels wegen der derzeitigen Urlaubszeit keine Angaben machen. „Unterschriftenlisten werden ja kontinuierlich abgegeben und dies bei über 50 Sammelstellen im Kreis. Hinzu kommt das Postfach.“ Anfang Januar werde man eine Bestandsaufnahme machen und auch die ersten Kartons im Kreishaus abgeben. „Das erste Drittel ist aber geschafft.“

Nach den Feiertagen wollen die Initiatoren die Struktur innerhalb ihres Bündnisses weiter aufbauen. „Der Start in ein neues Jahr ist oftmals mit guten Vorsätzen verbunden. Das ist eindeutig eine gute Zeit für uns“, gibt sich Hans Jürgen Wessels optimistisch. „Man wird uns häufig bei Sammelaktionen antreffen und die Erfahrungen zeigen, dass ein großer Teil der angesprochenen Menschen auch sehr gerne unterschreiben.“

Die Unterschriftenlisten sind übrigens auf der eigens für das Bürgerbegehren eingerichteten Website unter www.nationalparkegge.de/downloads/ zu finden. Ausdrucken, ausfüllen, unterschreiben und bei einer der Sammelstellen abgeben - So zählt jede Stimme.

Unter www.egge-nationalpark.de gibt’s weitere Informationen zum geplanten Nationalpark.

Foto: Marion Wessels