Kreis Höxter/Warburg (red). „Die Lebensqualität von Menschen mit Demenz hängt ganz entscheidend davon ab, wie sich die Gesellschaft ihnen gegenüber verhält“, sagt Anja Lücke, Geschäftsführerin des Netzwerkes Pflege im Kreis Höxter. Mit einer Informationskampagne will das Netzwerk für mehr Offenheit sorgen. Die hierfür gebildete Arbeitsgruppe Demenz erarbeitete ein Programm, das jetzt im Kreishaus vorgestellt wurde. Betroffene, Angehörige und Freunde fühlen sich oft überfordert, wenn sie die Diagnose hören. „Ein Grund ist mangelndes Wissen über Demenz“, so Lücke.

Die Arbeitsgruppe hat sich deshalb das Ziel gesetzt, das Thema aus der Tabu-Ecke herauszuholen. Für 2017 ist eine Veranstaltungsreihe für verschiedene Zielgruppen geplant, die beruflich oder privat mit der Krankheit zu tun haben. Gefördert werden die Aktivitäten durch das Bundesprogramm „Lokale Allianzen für Menschen mit Demenz“, an dem der Kreis Höxter teilnimmt. Das Theaterstück „Du bist meine Mutter“, das am 15. Oktober 2017 in der Aula der städtischen Gesamtschule Brakel aufgeführt wird, handelt vom Vergessen und Abschiednehmen. Poetisch anrührend, unsentimental und komödiantisch beleuchtet das Stück den Umgang erwachsener Kinder mit ihren an Demenz erkrankten Eltern.

Ebenso interessant sind zwei Autorenlesungen, die am 17. November 2017 zeitgleich im Kreishaus in Höxter und im Pädagogischen Zentrum in Warburg durchgeführt werden. In Höxter liest der Autor Andreas Wenderoth aus seinem Buch „Ein halber Held – mein Vater und das Vergessen“. In Warburg liest die Autorin Birgit Brinkmann aus dem „Tagebuch des Vergessens“ von Mutter und Tochter, das vom Leben mit Demenz handelt. „Immer mehr Menschen leiden an dieser Erkrankung, die viele Einschnitte mit sich bringt“, betont die Geschäftsführerin des Netzwerks Pflege, wie wichtig das Thema ist.

Je mehr Menschen im sozialen Umfeld angemessen damit umgehen, desto besser können die Erkrankten ihren Alltag in ihrer vertrauten Wohnumgebung meistern. „Deshalb werben wir für einen offenen Umgang mit Demenz“, begründet Lücke die Aufklärungskampagne. „Demenz gehört nicht an den Rand gedrängt, sondern in die Mitte der Gesellschaft“, bekräftigt der Vorsitzende der Kommunalen Konferenz Alter und Pflege des Kreises Höxter und beim Kreis Höxter für Jugend, Familie und Soziales zuständige Fachbereichsleiter, Gerhard Handermann.

Als Leitfaden für Betroffene und Angehörige veröffentlichte das Netzwerk Pflege bereits 2016 den „Demenz-Wegweiser“, der ab sofort auch in Apotheken erhältlich ist, die sich an der Kampagne beteiligen. „Demenz geht uns alle an“, ruft Björn Schmidt, Vertreter der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und Mitglied in der Kommunalen Gesundheitskonferenz des Kreises Höxter, alle Apotheken in der Region zum Mitmachen auf. Der „Demenz-Wegweiser“ mit Informationen für Betroffene und Angehörige kann auch direkt bei der Geschäftsführung des Netzwerks Pflege und der Senioren- und Pflegeberatungsstelle des Kreises Höxter bestellt werden, Telefon: 05271 / 965-3150. Weitere Infos: www.pflegeberatung.kreis-hoexter.de.


Veranstaltungsprogramm zum Thema Demenz: Am 26. August 2017 widmet sich der 2. Tag der Pflegeberufe im Berufskolleg Kreis Höxter in Brakel dem Schwerpunktthema Demenz. Am 3. September startet in Steinheim und Höxter die Bewusstseinskampagne „Move for Dementia“, um für ein Leben mit Demenz in der Gemeinschaft zu sensibilisieren. Am 20. September bietet die Arbeitsgruppe Demenz des Netzwerks Pflege eine spezielle Schulung für Arzthelferinnen und Arzthelfer an. Am 15. Oktober wird in Brakel das Theaterstück „Du bist meine Mutter“ aufgeführt. Am 17. November 2017 lädt das Netzwerk Pflege zu Autorenlesungen in Höxter und in Warburg ein.